Moody's stutzt China-Rating

Bonitätsnote um eine Stelle auf "A 1" reduziert - Ausblick jetzt aber stabil - Entrüstung in Peking

Moody's stutzt China-Rating

Chinas Bonität wird von der Ratingagentur Moody’s im Zuge wachsender Verschuldungsquoten etwas schlechter eingeschätzt. Die Rückstufung um eine Stelle von “Aa 3” auf “A 1” sorgt an den Märkten zwar für wenig Aufregung, wird von Chinas Regierung jedoch scharf kritisiert.nh Schanghai – Die Ratingagentur Moody’s hat die Bonitätsnote für China gesenkt. Das Länderrating ist nach der Rückstufung um eine Stelle von “Aa 3 auf “A 1” nun auf einem Niveau mit Ländern wie Japan, Israel oder Saudi-Arabien. Parallel wurde das Rating der Sonderverwaltungszone Hongkong um eine Stelle von “Aa 2” auf “Aa 1” gekürzt.Die erste Herabstufung der chinesischen Bonität durch Moody’s seit fast 30 Jahren kommt vom Timing her unerwartet, doch war bereits im vergangenen Jahr der Ausblick auf “negativ” gesetzt worden. Moody’s begründet die Maßnahme in erster Linie mit der Schuldensituation im Reich der Mitte und betont, dass Chinas Finanzkraft in den kommenden Jahren etwas geschwächt werde, während sich das Wirtschaftswachstum potenziell verlangsame. Der weitere Ratingausblick ist nun auf “stabil” gesetzt worden.An den asiatischen Börsen kam es nur zu verhaltenen Reaktionen, während der chinesische Yuan nur geringfügig gegenüber dem Dollar nachgab. Seitens der chinesischen Regierung hagelt es aber Kritik. In einer Erklärung des Finanzministeriums heißt es, Moody’s habe eine “unangemessene prozyklische Methodik” angewendet. Dabei würden Schwierigkeiten in Chinas Wirtschaft überbewertet und Effekte aus laufenden Strukturreformen sowie eine Kräftigung der Gesamtnachfrage vernachlässigt. Chinas Wirtschaft befinde sich auf einem stabilen Pfad und werde auch in den kommenden Jahren relativ schnell weiter wachsen, so das Finanzministerium weiter. Damit würde sich das Verschuldungsrisiko für die Jahre bis 2020 nicht wesentlich von dem im Jahr 2016 unterscheiden. Pessimistische PrognoseMoody’s rechnet indes damit, dass der Verschuldungsgrad (Leverage) in der chinesischen Wirtschaft in den kommenden Jahren weiter zulegen wird. Auch sehen die Bonitätsprüfer einige Hindernisse bei der Umsetzung von strukturellen Reformen im Reich der Mitte. Während Chinas Fünfjahresplan vorsieht, dass die Wirtschaft bis 2020 im Durchschnitt relativ stabil um 6,5 % wachsen wird, geht Moody’s davon aus, dass das Wachstum deutlich abkühlt und binnen fünf Jahren auf bis zu gut 5 % herabzusinken droht.Im ersten Quartal konnte Chinas Wachstumsrate zwar etwas auf 6,9 % zulegen. Mittlerweile machen sich allerdings wieder Anzeichen für eine Abkühlung bemerkbar, so dass die Experten insbesondere für die zweite Jahreshälfte eine progressive Entschleunigung erwarten.In Sachen Verschuldungsproblematik hat sich die chinesische Regierung in diesem Jahr auf ein sogenanntes Deleveraging kapriziert und dies vor allem mit einer verschärften Finanzregulierung und einem etwas restriktiveren geldpolitischen Kurs umgesetzt. Zwar nimmt die Zentralbank Abstand von Leitzinserhöhungen, sorgt aber bei der Liquiditätssteuerung im Bankensystem für eine Anhebung der kurzfristigen Zinsen am Geldmarkt. Dies wird auch in anziehenden Renditen am Bondmarkt bis hin zu mittlefristigen Laufzeiten reflektiert, wo sich im Mai erstmals seit Jahren wieder eine Inversion der Zinskurve zwischen der fünf- und zehnjährigen Laufzeit eingestellt hat.