Na klar
10,1 Prozent – so heftig ist die deutsche Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal eingebrochen. Da erscheint einem der Absturz um 4,7 % nach der Lehman-Pleite fast läppisch. Dass an der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit kein Weg vorbeiführt, war klar angesichts der wochenlang stillgelegten Fabriken, geschlossenen Gastronomie, verriegelten Geschäfte sowie ins Homeoffice verfrachteten Büromenschen.Und klar sollte die Zahl gelassen betrachtet werden, da sie die Vergangenheit abbildet. Dass die Misere nun bereits 30 Tage nach Quartalsende als amtliche Zahl vorliegt und daher größere Revisionen als bislang üblich drohen, ändert nichts daran. Denn die aktuellen Konjunkturdaten zeigen, dass sich die Wirtschaft seit einigen Wochen wieder auf einem – wenn auch holprigen – Erholungspfad befindet.Ebenso einleuchtend ist, dass es vom Tiefpunkt aus gesehen – der im April zu verorten ist – nur aufwärtsgehen kann. Die schrittweise Lockerung der Schutzmaßnahmen gab den Startschuss. Der Lkw-Maut-Index, ein guter Indikator für die Industrieproduktion, belebte sich als Erstes und liegt mittlerweile nur noch knapp unter dem Vorkrisenniveau. Die Industrie kommt wieder voran, wenn auch von niedrigem Niveau aus. Die Produktion kletterte im Mai kräftig, wobei allerdings ein Großteil auf die Autobauer entfällt. Logisch, dass nach dem Produktionsstopp das erste Hochfahren zu exorbitanten Steigerungsraten führt. Auch die Auftragslage hat sich deutlich verbessert. Allerdings zeigt sich hier – ebenso wie beim Export, der gleichfalls wieder etwas Boden gutmachen konnte – eines der Hauptrisiken für die Erholung hierzulande: die wirtschaftliche Schwäche des Auslands. In etlichen Ländern, auch bei wichtigen Handelspartnern, wütet das Coronavirus immer noch gnadenlos. Auch hierzulande ist nicht zuletzt wegen der steigenden Sorglosigkeit in Sachen Hygiene und Abstandsregeln die Gefahr einer zweiten Infektionswelle nicht von der Hand zu weisen. Immerhin klingeln die Kassen der Einzelhändler trotz Maskenzwangs und teils anhaltender Zugangsbeschränkungen wieder so kräftig wie vor der Krise.Die Politik, die gern als zu zögerlich oder nicht umfangreich und zielführend genug handelnd kritisiert wird, hat mit den eilig geschnürten Hilfspaketen das Ihre zur Erholung beigetragen. Gift für Konsum und Investitionen ist nun noch die Unsicherheit: Wie viele Kurzarbeiter ihren Job doch noch verlieren, wie viele Firmen Insolvenz anmelden müssen – und, na klar, wie sich das Infektionsgeschehen weiter entwickelt.