Neuer Indikator

Nachfrageschwäche in Europa belastet Exportbedingungen Deutschlands

Vor allem die schwache Nachfrage der europäischen Nachbarn sorgt für schlechtere Exportbedingen. Die Dynamik lässt allerdings nach.

Nachfrageschwäche in Europa belastet Exportbedingungen Deutschlands

Nachfrageschwäche in Europa belastet Exportbedingungen

Neuer Indikator sinkt aber weniger kräftig

ba Frankfurt

Die Exportbedingungen in Deutschland haben sich zwar im November verschlechtert, allerdings weniger stark als zuletzt. Der aus den von S&P Global erhobenen Einkaufsmanagerumfragen generierte neue "HCOB PMI Exportbedingungen Deutschland" ist um 1,1 auf 48,7 Punkte gestiegen. Damit liegt er zwar auf dem höchsten Stand seit Juli, allerdings den sechsten Monat in Folge unter der neutralen Referenzlinie von 50,0 Punkten. Die Hamburg Commercial Bank (HCOB) führt dies vor allem auf die anhaltende Schwäche der europäischen Exportmärkte zurück.

"Mit ein bisschen gutem Willen" könne man aus dem Indikator einige positive Nachrichten ableiten, erklärt HCOB-Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia. So würden die Daten auf eine leichte Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Lage in den für Deutschland wichtigsten Exportdestinationen in Asien, Nordamerika und dem Rest der Welt hindeuten. Zudem gebe es bei den für die deutsche Exportindustrie wichtigen europäischen Volkswirtschaften Hoffnungsschimmer: Der entsprechende Index zeigte erstmals seit sieben Monaten eine Abschwächung des Abschwungs, betonte de la Rubia. Und die Schwellenländer, die zuvor fünf Monate lang die hiesige Exportindustrie belastet hatten, haben im November die 50-Punkte-Schwelle überschritten. "Das bedeutet jedoch nicht, dass sich diese Länder sofort in ein Zugpferd für Deutschland verwandeln", mahnte de la Rubia.

Dass die Exportneuaufträge den geringsten Rückgang seit April aufwiesen, wertet HCOB als "ein weiteres Anzeichen für eine Trendwende bei der Nachfrage aus dem Ausland". Dass mit 89% die überwiegende Mehrheit der mehr als 40 von den PMI-Umfragen erfassten Volkswirtschaften weniger Auslandsbestellungen erhielt, signalisiere einen weiteren Rückgang des weltweiten Handelsvolumens.

Die Sektordaten zeigen, dass die Auftragslage in der Breite weiter zurückfällt. Im Maschinen- und Anlagenbau hat sich der Rückgang erneut abgeschwächt, wenn auch das Minus ein "deutliches" war. Ähnlich, wenn auch weniger ausgeprägt, zeigten sich die Exportumsätze im Bereich Automobile & Zubehör. "Trotz dieser Nuancen kämpfen beide Sektoren mit einem rapiden Auftragsrückgang, was darauf hindeutet, dass es noch zu früh ist, von einer Erholung zu sprechen", kommentierte der HCOB-Chefvolkswirt. Diese sei – unterstützt durch ein angenommenes Ende der Zinserhöhungen und wahrscheinlich einer gewissen Entspannung auf den Energiemärkten – erst in der ersten Jahreshälfte 2024 zu erwarten.

Am besten schnitten die nichtzyklischen Konsumgüter ab: Hier setzte sich der seit August anhaltende positive Trend fort. Die Hersteller chemischer Erzeugnisse verzeichneten "mittlerweile einen geringeren Rückgang der Auslandsumsätze als das gesamte verarbeitende Gewerbe im Durchschnitt", hieß es bei HCOB.

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