Ukraine-Krieg

Nato erwartet Großoffensive im Osten der Ukraine

Der Westen verschärft seine Sanktionen gegen Russland nach den Gräueltaten in Butscha. Nato-Generalsekretär Stoltenberg geht von einem Krieg aus, der „viele Monate oder sogar Jahre“ dauern könne.

Nato erwartet Großoffensive im Osten der Ukraine

BZ/det Frankfurt/Washington

Der Westen erhöht den Druck auf Russland wegen der russischen Truppen zugeschriebenen Kriegsgräueltaten in der Ukraine. Nach dem Vorschlag der EU-Kommission für ein Embargo russischer Kohle-Importe kündigten auch die USA neue Sanktionen an: Sie richten sich unter anderem gegen zwei große russische Banken sowie russische Eliten. Derweil erwartet die Nato – wie auch die ukrainische Führung in Kiew – eine Intensivierung der russischen Angriffe im Osten des Landes. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg stellte Finnland und Schweden für den Fall einer Bitte um Aufnahme in das Verteidigungsbündnis eine zügige positive Antwort in Aussicht.

Warnung vor langem Krieg

Bei einem Treffen der Außenminister der Nato-Partner in Brüssel bereitete Stoltenberg das Bündnis auf einen langen Krieg vor. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Russlands Präsident Wladimir Putin seine Ambitionen aufgegeben habe, die komplette Ukraine zu kontrollieren, sagte Generalsekretär Stoltenberg. Man müsse sich bewusst sein, dass der Krieg noch „viele Monate oder sogar Jahre“ dauern könne. Den Rückzug russischer Truppen aus dem Norden der Ukraine erklärte Stoltenberg mit einer nach Nato-Erkenntnissen geplanten Großoffensive im Osten. Damit rechnet auch die ukrainische Regierung. Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew über ein Ende der Kampfhandlungen gehen nach russischen Angaben weiter. Die Gespräche verliefen aber „viel zähflüssiger“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge.

Die US-Regierung hat am Mittwoch als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine neue Sanktionen angekündigt, die nach Angaben des Nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan „die russische Industriebasis hart treffen und Quellen abschneiden werden, mit denen der Krieg finanziert wird“. Präsident Joe Biden will neue US-Investitionen in Russland verbieten. Geplant sei auch, Sanktionen gegen die russischen Finanzinstitutionen Sberbank und Alfa Bank zu verschärfen. Ferner sollen in enger Koordination mit der EU die Guthaben von zwei Töchtern des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der Tochter von Außenminister Sergej Lawrow und des Oligarchen Konstantin Malofejew eingefroren und deren Jachten sowie andere Luxusgüter beschlagnahmt werden. Zudem soll die Ukraine militärisches Equipment im Wert von 100 Mill. Dollar erhalten – darunter auch Panzerabwehrraketen.

Am Dienstag hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, Kohle-Lieferungen aus Russland zu verbieten. Über die Maßnahme müssen die EU-Staaten einstimmig entscheiden. Vorgesehen ist derzeit, dass es für das Importverbot eine dreimonatige Übergangsfrist gibt, in denen Lieferungen noch möglich sein sollen. Nach Angaben des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell hat die EU seit Kriegsbeginn 35 Mrd. Euro für Energieimporte an Russland gezahlt. Hingegen habe man der Ukraine nur 1 Mrd. Euro für Waffen und militärische Ausrüstung gewährt.

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