Konjunktur

Negativserie der Industrieproduktion setzt sich fort

Die Auftragsflaute sorgt auch im November für ein Produktionsminus der deutschen Industrie.

Negativserie der Industrieproduktion setzt sich fort

Negativserie der Industrie setzt sich fort

Produktion sinkt im November unerwartet – Entspannung bei energieintensiven Betrieben – Weniger Lkw unterwegs

Der mangelnde Auftragsnachschub bremst die Industrieproduktion auch im November aus – den sechsten Monat in Folge. Angesichts der geringeren Lkw-Dichte auf den Autobahnen dürfte sich der Abwärtstrend fortsetzen. Ein weiterer Beleg für Ökonomen, dass die Wirtschaftsleistung auch im vierten Quartal sinkt.

ba Frankfurt

Die deutsche Industrie setzt auch im November die Talfahrt fort: Wegen der anhaltenden Auftragsflaute ist die Produktion den sechsten Monat in Folge gesunken – und zwar unerwartet. Das heizt die Konjunktursorgen weiter an, denn die Aussichten sind wenig rosig. Nachdem im Dezember deutlich weniger Lkw auf den deutschen Autobahnen unterwegs waren, deutet sich bereits ein weiterer Produktionsrückgang an. Das maue außenwirtschaftliche Umfeld, die politische Unsicherheit sowie hohe Zinsen und Inflation lassen nur wenig Raum für Zuversicht. Mit den gesunkenen Einzelhandelsumsätzen ergibt sich für November ein eher unerfreulicher Datenkranz für die heimische Wirtschaft. Ökonomen halten daher ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung zum Jahresende 2023 für unausweichlich. Angesichts der schwierigeren Startbedingungen für 2024 dürfte sich die erhoffte Erholung weiter verzögern.

Gedrosselte Produktion

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) haben Industrie, Bau und Energieversorger den Output preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,7% zum Vormonat gedrosselt. Eine ähnlich lange Negativserie hatten die Statistiker zuletzt während der globalen Finanzkrise 2008 verzeichnet. Ökonomen hatten nach dem Minus von revidiert 0,3 (zuvor: 0,4)% im Oktober mit einer Gegenbewegung gerechnet und einen Zuwachs von 0,2% prognostiziert. Auch im weniger volatilen Dreimonatsvergleich fiel die Produktion: Die Wiesbadener Statistiker verzeichneten für September bis November einen Rückgang um 1,9% zu den drei Monaten zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr schränkte das verarbeitende Gewerbe die Gesamtfertigung um 4,8% ein.

Da der Durchschnitt von Oktober und November 1,5% unter dem Durchschnitt des dritten Quartals liegt, gehen Ökonomen fest davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im Schlussabschnitt schrumpft, nachdem es bereits im Sommer um 0,1% nachgegeben hatte. Zumal auch die Einzelhandelsumsätze geschrumpft sind – und zwar um 2,5%. Dabei gehört der November mit dem Dezember zu den Hauptumsatzmonaten des Jahres. Das Weihnachtsgeschäft verlief dem Einzelhandelsverband HDE zufolge aber enttäuschend. "Wenn nun die Industrie als auch der Konsument nichts zum Wachstum beisteuern, wird es für eine Volkswirtschaft eng", mahnte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Die Kombination aus hoher Inflation und Zinsen bei einer gleichzeitig schwachen Weltwirtschaft ist ein giftiger Cocktail."

Bau bereitet Sorgen

Sorgen bereitet Ökonomen der Rückgang der Bauproduktion um 2,9% im Monatsvergleich. Im Oktober gab es hier ein Minus von 2,2%. Der Baubranche machen seit langem die hohen Zinskosten infolge des beispiellosen Zinserhöhungszyklus der Europäischen Zentralbank zu schaffen. Viele Bauprojekte lohnen sich daher nicht mehr und werden storniert oder erst gar nicht in Angriff genommen. Für die Energieerzeugung verzeichnet Destatis einen Zuwachs von 3,9%.

Entspannung bei energieintensiven Unternehmen

Die Industrie im engeren Sinne hingegen stellte 0,5% weniger her als im Vormonat. Damit liegt die Industrieproduktion immer noch um mehr als 9% unter dem Niveau vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Als erfreulich werten Ökonomen, dass die Produktion in den energieintensiven Sektoren im November um 3,1% zum Vormonat zugelegt hat und im Jahresvergleich nur noch um 4% gesunken ist. „Die geringeren Energiepreise hinterlassen also in der Produktion positive Spuren“, analysiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Wenig erfreulich findet er andererseits den Rückgang bei den Industriegütern. „Die Investitionszurückhaltung vieler Unternehmen schlägt sich in einem schwachen Auftragseingang von Maschinen nieder und hinterlässt gerade auch bei der Produktion von Industriegütern merklichen Schaden“, erklärt Gitzel. Das stärkste Minus gab es bei Investitionsgütern wie Maschinen und Fahrzeuge, und zwar von 0,7%.

Da wirtschaftliche Aktivität Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt, lässt die um 3,5% geringere Fahrleistung mautpflichtiger Lastkraftwagen mit mindestens vier Achsen auf Bundesautobahnen im Dezember auf weitere Produktionsrückgänge schließen. Laut Destatis lag der kalenderbereinigte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex damit zugleich um 3,5% unter dem Niveau vom Dezember 2022. In der Tendenz ist das Barometer seit dem im Dezember 2021 erreichten Höhepunkt rückläufig. Im Monatsvergleich sank der Grenzverkehr in die Nachbarstaaten Deutschlands – mit Ausnahme Frankreichs.

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