Neue Daten schüren Sorgen um Euro-Wirtschaft
Neue Daten schüren Konjunktursorgen
Sentix: Wirtschaftsstimmung im Euroraum trübt sich weiter ein – Deutsche Exporte beenden positive Mini-Serie
Die Euro-Wirtschaft hat in den vergangenen Wochen und Monaten merklich an Schwung verloren, und es gibt vereinzelt bereits Rezessionsängste. Besonders prekär ist die Lage in Deutschland. Neue Konjunkturdaten verstärken nun die existierenden Sorgen und machen wenig Hoffnung auf baldige Besserung.
ms Frankfurt
Neue Konjunkturdaten haben die Sorgen um die Wirtschaft im Euroraum und speziell in Deutschland verstärkt. Gemäß dem vom Analyseinstitut Sentix erhobenen monatlichen Konjunkturindikator ging die Wirtschaftsstimmung im Euroraum im September stärker zurück als erwartet. Besonders prekär ist dabei die Lage in Deutschland. Dazu passt, dass die deutschen Exporte im Juli spürbar zurückgingen, auch wenn das Minus zumindest nicht ganz so stark ausfiel wie von Volkswirten erwartet.
In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Euro-Wirtschaft merklich an Schwung verloren, und es gibt vereinzelt bereits Rezessionsängste. Hintergrund ist nicht zuletzt die Schwäche der deutschen Wirtschaft, die nach verbreiteter Einschätzung auf eine Rezession zusteuert oder bereits mittendrin steckt. Da zugleich die Inflation in Euroland und in Deutschland hartnäckig hoch bleibt, steht die Europäische Zentralbank (EZB) vor einer Gratwanderung. Der Ausgang der nächsten Zinssitzung am 14. September gilt aktuell als vollkommen offen.
Am Montag teilte jetzt Sentix mit, dass der Konjunkturindikator des Hauses im September um 2,6 Punkte auf –21,5 Zähler gesunken ist. Analysten hatten mit einem moderateren Rückgang auf –19,7 Punkte gerechnet. „Die Wirtschaft befindet sich damit weiter in der Rezession“, sagte Manfred Hübner, Geschäftsführer bei Sentix. Die Konjunkturumfrage von Sentix erscheint früh im jeweiligen Berichtsmonat, weshalb Analysten ihr größere Bedeutung zumessen und sie als Gradmesser für andere Indikatoren wie etwa das Ifo-Geschäftsklima betrachten.
Krise erreicht Dienstleister
Im September wurden jetzt sowohl die aktuelle Lage als auch die Konjunkturaussichten ungünstiger bewertet. Die Konjunkturlage erreichte mit –22 Punkten den tiefsten Wert seit November 2022. Die Erwartungswerte sanken erneut von –17,3 auf –21 Punkte. Die Krise erreiche nun zunehmend auch den Dienstleistungsbereich und vertiefe sich damit, so Hübner.
Als „Gravitationszentrum der Probleme“ hat Sentix Deutschland ausgemacht. „Die deutsche Wirtschaft, mit Abstand (noch) die größte Volkswirtschaft in der Eurozone, belastet mit einer tiefen Rezession die ganze Währungszone“, so Hübner. „Deutschland ist erneut ,der schwache Mann Europas‘.“ Für Deutschland sank der Index weiter von –30,7 auf –33,1 Zähler.
Dazu passen im negativen Sinne neue Daten vom deutschen Außenhandel, die ebenfalls am Montag veröffentlicht wurden. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, fielen die Ausfuhren deutscher Exporteure im Juli um 0,9% im Vergleich zum Vormonat auf 130,4 Mrd. Euro. Zuvor waren sie drei Monate in Folge gestiegen, wenn auch zuletzt zweimal nur leicht um jeweils 0,2%. Von Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal sogar mit einem kräftigeren Rückgang von 1,5% gerechnet.
„Von der Weltkonjunktur geht aufgrund des hohen Zinsniveaus in wichtigen Absatzmärkten, der weiterhin hohen Inflationsraten und der schwächelnden chinesischen Wirtschaft keine Dynamik aus“, sagte der Außenwirtschaftschef der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Volker Treier. „Die Nachfrageschwäche liegt mittlerweile aber auch an einer erodierenden Wettbewerbsfähigkeit unseres deutschen Wirtschaftsstandortes und somit von Produkten ‚Made in Germany‘.“ Die Importe legten dagegen überraschend deutlich um 1,4% zum Vormonat auf 114,5 Mrd. Euro zu.
„Mit dem Rückgang der Einzelhandelsumsätze in der letzten Woche und den heutigen enttäuschenden Exportdaten hat das dritte Quartal für die deutsche Wirtschaft sehr schwach begonnen, was darauf hindeutet, dass das Risiko eines Rückfalls in die Schrumpfung hoch bleibt“, sagte Carsten Brzeski, Global Head of Macro bei der ING.