Neue Kreditdaten stützen EZB-Zuversicht
ms Frankfurt – Die Kreditvergabe der Banken im Euroraum an Unternehmen hat im Juni erneut merklich angezogen – was als positives Signal für die Konjunktur in der Währungsunion gilt. Im vergangenen Monat reichten die Geldhäuser bereinigt um Kreditverkäufe und -verbriefungen 4,1 % mehr Darlehen an Firmen aus als ein Jahr zuvor, wie die Europäische Zentralbank (EZB) gestern mitteilte. Im Mai hatte das Plus bei 3,7 % gelegen – nach 3,3 % im April.Die neuen Daten untermauern damit den positiven Eindruck der vierteljährlichen Kreditumfrage der EZB (Bank Lending Survey), die die Notenbank am Dienstag vorgelegt hatte (vgl. BZ vom 25. Juli). Demnach waren Unternehmen und Haushalte im zweiten Quartal erneut leichter an Kredite gekommen, und zugleich hatte ihre Nachfrage weiter zugenommen. Für das dritte Quartal erwarten die Banken eine Fortsetzung dieser beiden Trends. Gemischte KonjunktursignaleDie positive Entwicklung an der Kreditfront dämpft ein wenig Sorgen, dass die Euro-Wirtschaft vor einer stärkeren Wachstumsabschwächung als bislang erwartet stehen könnte. Zu diesen Bedenken hatten jüngst gemischte Konjunktursignale beigetragen. Zuletzt trübte sich im Juli beispielsweise die Stimmung in der Euro-Wirtschaft ein. Im ersten Quartal hatte sich das Wachstum im Euroraum gegenüber 0,7 % Ende 2017 fast halbiert auf 0,4 %.Für die EZB ist der Wachstumsausblick aktuell ein zentraler Faktor bei der Frage, wie und wie schnell sie den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik angehen soll. Der EZB-Rat tagt heute. Mitte Juni hatte er bereits in Aussicht gestellt, seine Nettowertpapierkäufe (Quantitative Easing, QE) zu beenden. Bislang belaufen sich diese seit März 2015 auf knapp 2,5 Bill. Euro. Die rekordniedrigen Leitzinsen will der Rat “über den Sommer 2019” nicht antasten. Der Leitzins liegt bei 0 %, der Einlagensatz bei -0,4 %.Die neuen Kreditdaten dürften die EZB in ihrer Zuversicht stärken, dass ein langsamer Exit angezeigt ist. Die Kredite an Unternehmen stehen da im besonderen Fokus, weil sich mit einem Anziehen die Hoffnung verbindet, dass sich die Investitionen beleben. Das gilt als zentral für einen nachhaltigen Aufschwung.Bei der Kreditvergabe an Haushalte verharrte das Plus im Juni erneut bei 2,9 %, wie die EZB gestern mitteilte. Für den Wohnungsbau wurden 3,1 % mehr Darlehen ausgereicht als ein Jahr zuvor.Entgegen der Erwartung vieler Volkswirte legte im Juni auch das Wachstum der Geldmenge M 3 zu – von 4,0 % im Mai auf 4,4 %. Mittel- bis langfristig sind Ökonomen zufolge die Veränderungen von M 3 eng mit der Inflationsentwicklung verknüpft. Das Wachstum der enger gefassten Geldmenge M 1 verringerte sich von zuvor 7,5 % auf 7,4 %. M 1 gilt als guter Konjunkturindikator.