Neue US-Daten heizen Debatte über Fed-Kurs an
Neue US-Daten heizen Fed-Debatte an
Einzelhandel überrascht mit starkem Plus – Importpreise schüren Inflationssorgen
ms Frankfurt
Neue Konjunkturdaten aus den USA haben gemischte Signale über die Lage der weltgrößten Volkswirtschaft geliefert. Während der US-Einzelhandel im Juli ein unerwartet starkes Umsatzplus verzeichnete, gab die Industriestimmung in New York im August stärker nach als erwartet und die Stimmung auf dem US-Häusermarkt trübte sich im August überraschend ein. Zusammen mit etwas stärkerem Preisdruck bei den Importpreisen im Juli heizten die Daten unter dem Strich Spekulationen an, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins weiter anheben könnte. Die Mehrheit erwartet aber weiter keinen Zinsschritt mehr.
Trotz des historischen Zinserhöhungskurses der Fed präsentiert sich die US-Wirtschaft bislang viel robuster als gedacht. Zuletzt hat sich das Narrativ einer sanften Landung zunehmend verbreitet. Viele Beobachter warnen aber weiter vor einer Rezession. Die unsichere Lage erschwert auch für die US-Notenbanker die Entscheidung über den weiteren Zinskurs. Angesichts der Bedeutung der USA für die Weltwirtschaft und der Fed für die globale Geldpolitik und die Finanzmärkte stehen die Daten weltweit im besonderen Fokus.
Am Dienstag nun teilte das US-Handelsministerium mit, dass die Einzelhandelsumsätze im Juli mit +0,7% etwas stärker zugelegt haben als vom Konsens erwartet (+0,4%). Die sogenannte Kontrollserie, bei der Tankstellen, Autohändler, Baumärkte und Restaurants ausgeklammert werden und die zur Berechnung der Konsumausgaben in der BIP-Statistik herangezogen wird, überraschte sogar noch deutlicher – mit +1,0% statt +0,5%. Auch die Vormonatsrevisionen fielen positiv aus.
Industriestimmung gibt nach
„Alles in allem präsentiert sich der US-Konsum nach den neuesten Daten weiterhin in einer robusten Verfassung“, sagte Andreas Busch, Senior Economist bei Bantleon. Die Volkswirte der ING sehen die US-Wirtschaft auf Kurs für ein aufs Jahr hochgerechnetes Wachstum von 3% im dritten Quartal. Perspektivisch gelten aber vor allem die sich verschlechternden Finanzierungsbedingungen als potenzielle Belastung für den Konsum.
Während der Einzelhandel positiv überraschte, gab es aus der Industrie und vom Häusermarkt gegenteilige Signale. Der Empire-State-Index für die Industriestimmung in New York sank laut dem regionalen Fed-Ableger im August von +1,1 Punkten im Vormonat auf –19,0 Zähler. Dies ist der zweite Rückgang in Folge. Analysten hatten im Schnitt nur eine leichte Eintrübung und einen Wert von –1,0 Zählern erwartet. Ein Stand unter null signalisiert einen Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität. Derweil fiel der NAHB-Hausmarktindex im August um 6 Punkte auf 50 Zähler, wie die National Association of Home Builders (NAHB) bekannt gab. Volkswirte hatten mit einem unveränderten Wert gerechnet. Der Indikator war zuvor sieben Monate in Folge gestiegen.
In Sachen Inflation wurde am Dienstag bekannt, dass die Preise von in die USA importierten Gütern im Juli weiter deutlich gesunken sind. Sie fielen laut Arbeitsministerium im Jahresvergleich um 4,4%. Das ist der sechste Preisrückgang in Folge. Analysten hatten indes ein Minus von 4,6% erwartet. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Importpreise sogar um 0,4% und damit etwas deutlicher als erwartet. Einige Beobachter hielten wegen der neuen Daten eine Zinserhöhung im September für wahrscheinlicher als zuvor. Die Mehrheit sieht die Fed aber weiter am Zinsgipfel angekommen.