Corona-Variante

Neue Virus-Variante schockt die Welt

Sorgen vor einer neuen Variante des Coronavirus aus Südafrika lassen Rufe nach Abschottung laut werden. Biontech rechnet in spätestens zwei Wochen mit ersten Laborergebnissen. Die Bundesländer sind im weiteren Vorgehen uneins.

Neue Virus-Variante schockt die Welt

ast Frankfurt

Eine neue Variante des Coronavirus, die zuerst in Südafrika nachgewiesen wurde, ist inzwischen bis nach Europa durchgedrungen. Erste Länder schränken Afrika-Reisen ein. Während die Sorgen vor erneuten allgemeinen Lockdowns wachsen, kommen aus der EZB beschwichtigende Töne.

Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich angesichts der neuen Virus-Variante besorgt. Ziel müsse sein, den Eintrag dieser Variante so weit wie möglich zu vermeiden. Belgien meldete allerdings bereits am Freitag den ersten Infizierten mit der neuen Virus-Variante. Südafrika gilt für Deutschland ab Samstag als Virusvariantengebiet. Fluggesellschaften dürften dann nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. „Das Letzte, was uns jetzt noch fehlt, ist eine eingeschleppte neue Variante, die noch mehr Probleme macht“, sagte Spahn. In Deutschland ist die Variante laut Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), bislang nicht nachgewiesen. Der RKI-Chef zeigte sich laut dpa-afx jedoch „sehr besorgt“.

Ein Ausschuss von Gesundheitsexperten aus allen 27 EU-Mitgliedstaaten verständigte sich nach Angaben der slowenischen Ratspräsidentschaft am Freitagabend darauf, dass der gesamte Reiseverkehr aus Südafrika in die EU vorläufig ausgesetzt werden müsse. Die WHO stufte die neue Virus-Variante B.1.1.529 am Freitagabend als „besorgniserregend“ ein. Nach Angaben der Organisation dauert es mehrere Wochen, die Übertragbarkeit und die Wirksamkeit von Impfstoffen festzustellen. „Wir wissen noch nicht viel darüber“, erklärte WHO-Expertin Maria van Kerkhove. „Was wir wissen, ist, dass die Variante eine große Anzahl von Mutationen aufweist.“ Es bestehe die Sorge, dass dies das Verhalten des Virus beeinflussen könne. Der Mainzer Impfstoffhersteller Biontech schaut sich die neue Corona-Variante bereits in Tests an und rechnet spätestens in zwei Wochen mit Erkenntnissen bezüglich der Impfwirkung.

„Lage ist dramatisch ernst“

Angesichts des am Freitag gemeldeten neuen Höchststands von mehr als 76000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages mahnte Spahn zur massiven Kontakteinschränkung im privaten Raum. „Die Lage ist dramatisch ernst. So ernst wie noch zu keinem Zeitpunkt in dieser Pandemie“, sagte der CDU-Politiker laut Reuters. „Vorletzte Woche haben wir gesagt, es ist fünf nach zwölf. Letzte Woche haben wir gesagt, es ist zehn nach zwölf. Es ist mittlerweile halb eins, aber der Weckruf ist noch immer nicht überall angekommen.“ Man sei in einer „nationalen Notlage“. Doch zu wenig passiere, und oft zu spät. Das ist auch ein Hieb in Richtung der neuen Koalition, die sich nach Angaben von Grünen-Co-Chefin Annalena Baerbock zehn Tage Zeit gibt, um die Corona-Lage zu bewerten. Spahn zufolge gibt es aber auch eine gute Nachricht: „Die Impfkampagne zieht wieder an.“ In dieser Woche seien schon zwei Millionen Auffrischimpfungen erfolgt. „Jede Impfung gibt Hoffnung, dass dieser Winter doch nicht so dunkel wird, wie es aktuell aussieht.“ EZB-Vize Luis de Guindos versuchte ebenfalls, die wirtschaftlichen Sorgen wegen der neuen Virus-Variante zu dämpfen. Die Folgen dürften geringer sein als in früheren Pandemiephasen, sagte der Spanier. Die Impfungen machten den Unterschied.

Die wieder eingeführte Homeoffice-Pflicht, die zur Reduktion von Kontakten im Berufsalltag beitragen soll, stößt derweil auch auf Kritik. Einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov zufolge stehen Führungskräfte aus Deutschland der Arbeit ihrer Beschäftigten im Homeoffice im internationalen Vergleich skeptisch gegenüber, wie dpa berichtet. Demnach befürchten gut ein Drittel der Befragten (37%) negative Folgen für ihr Unternehmen, wenn sie Mitarbeitern flexibles Arbeiten ermöglichen. Im internationalen Vergleich machten sich in diesem Punkt nur die Befragten in Irland noch mehr Sorgen (40%). Der Durchschnitt insgesamt liegt bei 30%. Die Skeptiker unter den hiesigen Managern befürchten vor allem, dass die Mitarbeiter im Homeoffice ihrer Arbeit nicht nachgehen.

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