Neuer Schwächeanfall beim Exportweltmeister China
In China setzt sich die Serie enttäuschender Konjunkturdaten mit einer erneut stark rückläufigen Außenhandelsentwicklung fort. Nach Angaben der Pekinger Zollverwaltung sind die Ausfuhren des Exportweltmeisters im Monat Juli auf Dollarbasis um 14,5% gegenüber Vorjahresmonat auf knapp 282 Mrd. Dollar gesunken. Den dritten Monat in Folge sieht man damit einen scharfen Rückgang.
Im Mai und im Juni waren die chinesischen Exporte um 7,5 beziehungsweise 12,5% geschrumpft. Die Entwicklung kommt aufgrund der allgemein schwachen globalen Nachfrage zwar nicht völlig unerwartet, allerdings hatten die meisten Experten damit gerechnet, dass sich Chinas Außenhandel mit Beginn der zweiten Jahreshälfte sukzessive wieder erholen würde.
In den geografischen Einzelposten der Außenhandelsstatistik fällt zum einen der immer deutlichere Rückgang des chinesischen Warenaustauschs mit den USA auf. Im Juli sind die Ausfuhren nach Amerika um 23% gefallen, damit sieht man bereits den zwölften Monat in Folge eine negative Entwicklung mit sukzessive stärkeren Abstiegsraten. Zum anderen sind auch Chinas Ausfuhren in den südostasiatischen Raum mittlerweile auf einem klar absteigenden Ast.
Im Juli wurden die Exporte zu den Asean-Staaten, die mittlerweile als Länderblock den größten Handelspartner Chinas abgeben, sogar sehr kräftig um gut 21% zurückgedrängt. Dies gilt als extrem negative Überraschung, nachdem der Warenaustausch mit dem Asean-Verbund über die Pandemiezeit hinweg und noch während der ersten Jahreshälfte 2023 Chinas Außenhandelsperformance kräftig gestützt hatte.
Auch im Handel mit der EU gibt es nicht zuletzt wegen hoher Inflationsraten in Europa keine Entlastung für Chinas Exportindustrie. Zuletzt im Juli betrug der Rückgang der chinesischen Exporte an EU-Länder gut 20%.
Konsummüdigkeit färbt ab
Für einige Ernüchterung dürften die neuen Zahlen auf der Importseite sorgen. Chinas Einfuhren sind im Juli um 12,4% gegenüber Vorjahresmonat zurückgefallen, während die Analysten nur mit einem Minus von etwa 5% gerechnet hatten. Auch hier sieht man seit Frühjahrsbeginn fortschreitende Dynamikverluste mit immer stärkeren Schrumpfungsraten. Dies erklärt sich vor allem aus der schwachen Binnenkonjunktur, nachdem die chinesische Wirtschaft an eine anfänglich kräftige Erholungsbewegung nach Abschaffung der Pekinger Null-Covid-Politik und ihren Mobilitätsrestriktionen bereits im zweiten Quartal nicht mehr weiter anknüpfen konnte.
Seit Julimitte lässt die chinesische Regierung laufend neue Maßnahmen verkünden, die zu einer Konsumanregung beitragen sollen, allerdings nicht mit größeren fiskalischen Impulsen verbunden sind. Auch auf monetärer Seite gibt es eher begrenzten Spielraum, um mit Zinssenkungsmaßnahmen auf das Investitionsvertrauen in der Privatwirtschaft einzuwirken und die Kreditnachfrage anzukurbeln.
An den Märkten sind die neuen Außenhandelsdaten mit einigem Missmut aufgenommen worden. An der Hongkonger Börse verlor der Leitindex Hang Seng am Dienstag um 1,8%, der Blue-Chip-Index CSI 300 für die chinesischen Festlandbörsen büßte allerdings nur geringfügig um 0,3% ein. Auch der chinesische Yuan neigt nach einer deutlichen Erholung in der zweiten Julihälfte nun wieder zur Schwäche. Im Schanghaier Devisenhandel gab die Währung um 0,3% nach und notiert jetzt bei 7,22 Yuan zum Dollar.
Mehr Spielraum für den Yuan?
Als auffällig bezeichnen Marktteilnehmer die Zurückhaltung der chinesischen Zentralbank beim Fixing des Referenzkurses zum Dollar. So wurde am Dienstag mit einer relativ schwachen Mittelkursvorgabe ein Signal ausgesendet, dass der Währungshüter sich nicht aktiv gegen ein Abgleiten des Yuan-Kurses stemmt. Manche Analysten interpretieren dies als beginnende Schützenhilfe für den Exportsektor, der eine Unterstützung via schwächeren Yuan-Wechselkurs gut gebrauchen könne. Im Juni war der Wechselkurs nach einer mehrwöchigen Schwächephase an die Marke von 7,3 Yuan je Dollar herangerückt. Dann allerdings begann die Zentralbank energischer gegenzusteuern.
Zum Leitartikel zur Konjunktur in China
Chinas Außenhandel verkümmert
Erneut schwerer Einbruch bei Exporten in die USA – Geschäft mit Asean-Staaten bröckelt überraschend ab
Chinas schwacher Außenhandel verschärft die Konjunkturproblematik im Reich der Mitte. Im Juli sind die Exporte um fast 15% gegenüber dem Vorjahr eingeknickt. Das bedeutet den größten Einbruch in der Monatsstatistik seit Februar 2020, als in China die Pandemie ausbrach. Rasche Besserung ist nicht in Sicht.