FED

Nicht begeistert

Er hat es also wieder getan: US-Präsident Donald Trump hat sich erneut sehr kritisch zur US-Notenbank Fed und konkret dem aktuellen Zinserhöhungskurs geäußert. Von selbigem sei er "nicht begeistert", ließ er wissen - kurz vor dem alljährlichen...

Nicht begeistert

Er hat es also wieder getan: US-Präsident Donald Trump hat sich erneut sehr kritisch zur US-Notenbank Fed und konkret dem aktuellen Zinserhöhungskurs geäußert. Von selbigem sei er “nicht begeistert”, ließ er wissen – kurz vor dem alljährlichen Stelldichein der globalen Zentralbankerelite im US-Bergidyll Jackson Hole. Kurzfristig sind die Verbalattacken Trumps sicher nicht viel mehr als bedeutungsloser Lärm. Längerfristig bergen sie aber nicht zuletzt mit Blick auf die Unabhängigkeit der Zentralbank(en) durchaus Gefahren. Deswegen sollte man sie auch nicht allzu leichtfertig abtun. Trump befürchtet offenbar, dass die Fed ihm beim Ankurbeln der US-Wirtschaft in die Parade fahren könnte. Dass er, der nun auf niedrige Zinsen pocht, sich 2016 im Wahlkampf noch lautstark über die Niedrigzinspolitik von Ex-Fed-Chefin Janet Yellen beklagt hatte, ist da nur eine, wenn auch bemerkenswerte Randnotiz. Wichtiger aber ist: Mit seinen fiskalischen Stimuli in eine ausgelastete US-Wirtschaft hinein setzt Trump selbst die Fed unter Zugzwang, eher stärker gegenzusteuern. Die Dollar-Aufwertung wiederum ist nicht zuletzt auch Folge von Trumps Steuer- und Handelspolitik. Sein Lamento über steigende US-Zinsen und den (zu) starken Dollar ist also nicht nur irrlichternd, sondern auch paradox.Nun steht kurzfristig wohl nicht zu erwarten, dass sich Fed-Chef Jerome Powell und Kollegen von Trump beeindrucken oder vom eingeschlagenen Kurs abbringen lassen. Und das ist richtig so: Die Arbeitslosigkeit in den USA ist auf einem rekordniedrigen Stand, während die Inflation spürbar zulegt. Zur ganzen Wahrheit gehört zudem, dass der US-Leitzins real, also nach Abzug der Inflation, nur bei rund 0 % liegt. Die US-Geldpolitik ist also weiter expansiv – und die Fed muss eher aufpassen, dass sie nicht zu spät kommt.Die große Gefahr ist aber, dass Trumps wiederholte Attacken gegen die Fed die Öffentlichkeit auch gegen die Zentralbank aufbringen, an deren Reputation kratzen und langfristig die Unabhängigkeit in Gefahr gerät – was weltweit ausstrahlen könnte. Sicher, ähnlich wie die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch die Fed in den Krisenjahren ihr Mandat überstrapaziert und sich mitunter allzu willfährig von der Politik vereinnahmen lassen – womit sie sich angreifbar gemacht hat. Ganz sicher sind zudem auch die Währungshüter nicht ohne Fehler. Die Unabhängigkeit der Zentralbanken im Ringen um stabile Preise aber ist und bleibt ein hohes Gut. Nimmt diese dauerhaft Schaden, droht am Ende gar eine ausgewachsene Vertrauenskrise in das Geld. Das wäre brandgefährlich.