EZB

Nicht normal

Ein großer Schritt für die EZB, aber (nur) ein kleiner Sprung für den Euroraum - so könnte in Abwandlung des berühmten Ausspruchs von US-Mondfahrer Neil Armstrong das Fazit zur gestrigen EZB-Sitzung lauten: Die Halbierung der monatlichen...

Nicht normal

Ein großer Schritt für die EZB, aber (nur) ein kleiner Sprung für den Euroraum – so könnte in Abwandlung des berühmten Ausspruchs von US-Mondfahrer Neil Armstrong das Fazit zur gestrigen EZB-Sitzung lauten: Die Halbierung der monatlichen Anleihekäufe auf 30 Mrd. Euro ab Januar 2018 dürfte schon mehr sein, als so manchem im EZB-Rat, der sich um die unter Ziel liegende Inflation sorgt, lieb ist. Mit der Ankündigung, mindestens bis September 2018 zu kaufen, vor allem jedoch dem Versprechen, falls nötig auch erneut darüber hinauszugehen, geht die Europäische Zentralbank (EZB) aber trotzdem den überfälligen Einstieg in den Ausstieg aus dem Quantitative Easing (QE) zu zaghaft an: zu wenig, zu langsam.Um keine Zweifel aufkommen zu lassen: Die deutliche Reduzierung der Käufe von vor allem Staatsanleihen geht in die richtige Richtung – auch wenn die Entscheidung sicher nicht ganz freiwillig ist, da die EZB bei QE auch zunehmend an selbst gesetzte Grenzen stößt. Trotzdem würde man der EZB mehr Mut und Entschlossenheit wünschen – nur ein wenig von jenem Mut und jener Entschlossenheit, die sie beim Einstieg in das geldpolitische Großexperiment mit Staatsanleihekäufen und Negativzinsen an den Tag gelegt hat.Die EZB hätte schon früher den Ausstieg aus QE einleiten sollen und müsste auch jetzt konsequenter sein. Die EZB sollte zumindest klarmachen, dass nach der neuerlichen Verlängerung Schluss ist mit QE – zumindest solange es nicht neue negative Schocks gibt. Falsch ist zudem das einseitige Versprechen, mehr zu tun, falls sich der Inflationsausblick schlechter entwickelt. Die EZB sollte auch bereit sein, weniger zu tun, wenn sich die Lage unerwartet positiv entwickelt. Die EZB schürt sonst nur wieder Markterwartungen, die sie dann nicht “enttäuschen” will. “QE forever” aber darf es nicht geben.Keine Frage, der Euroraum als Ganzes braucht weiter eine expansive Geldpolitik – daran zweifeln selbst Hardliner wie Bundesbankchef Jens Weidmann nicht. Er braucht aber keine Geldpolitik mehr, die gar expansiver ist als auf dem Höhepunkt der Weltfinanzkrise. Der Aufschwung festigt sich zusehends und die Inflation zieht perspektivisch an – und das liegt nicht allein an der Geldpolitik. Zugleich wachsen die Risiken wie Finanzblasen, dauerhafte Schäden für Marktstrukturen oder gefährliche Gewöhnungseffekte bei Staaten, Unternehmen und Haushalten.Vor allem bei den Staatsanleihekäufen braucht es ein klares Signal: Sie sind, zumal in der Euro-Währungsunion, eben kein normales Instrument – und sollten auch nicht durch den Dauereinsatz de facto zur “neuen Normalität” gemacht werden.