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Nicolas Sarkozy steht vor Gericht

dpa-afx - Der Angeklagte trug einen dunklen Anzug, Krawatte, ein weißes Hemd und einen Mund-Nasen-Schutz. Der frühere Staatschef Nicolas Sarkozy muss sich gemeinsam mit seinem Anwalt und Freund Thierry Herzog wegen vermuteter Bestechung und...

Nicolas Sarkozy steht vor Gericht

dpa-afx – Der Angeklagte trug einen dunklen Anzug, Krawatte, ein weißes Hemd und einen Mund-Nasen-Schutz. Der frühere Staatschef Nicolas Sarkozy muss sich gemeinsam mit seinem Anwalt und Freund Thierry Herzog wegen vermuteter Bestechung und unerlaubter Einflussnahme verantworten. Den beiden 65-Jährigen drohen eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren und eine Geldbuße von einer Million Euro.Der Pariser Prozess, der bis zum 10. Dezember dauern soll, gilt als beispiellos. Es ist aber nicht das erste Mal, dass ein früherer Staatschef angeklagt ist. Sarkozys Amtsvorgänger Jacques Chirac war 2011 wegen Veruntreuung und Vertrauensbruch in seiner Zeit als Pariser Bürgermeister zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Chirac brauchte damals aber wegen gesundheitlicher Probleme nicht vor Gericht zu erscheinen. Sein Nachfolger wird hingegen kommen: “Ich bin einfach kämpferisch”, sagte der affärengeplagte Sarkozy unlängst dem Nachrichtensender BFMTV. “Ich werde zum Prozess gehen. Ich werde alle Fragen beantworten.”Der Prozess wurde allerdings rasch unterbrochen, denn ein weiterer Angeklagter, der 73-jährige Jurist Gilbert Azibert, drang auf einen Aufschub aus gesundheitlichen Gründen. Der Prozess soll am Donnerstag fortgesetzt werden.Vor der 32. Kammer des Pariser Strafgerichtes geht es um eine komplizierte Affäre, die sich nach Sarkozys Abschied von der Macht ereignet haben soll. “Sarko” soll Anfang 2014 versucht haben, über seinen Anwalt von dem Juristen Azibert Geheiminformationen zu erlangen, die eine andere Affäre betrafen. Der Ex-Präsident soll im Gegenzug angeboten haben, den Juristen bei der Bewerbung um einen Posten im Fürstentum Monaco zu unterstützen. Die Vorwürfe gegen Sarkozy beruhen auf abgehörten Telefongesprächen mit Anwalt Herzog. Sarkozy weist die Vorwürfe zurück und nennt die Telefonüberwachung skandalös: “Wenn man sich in der Welt von Herrn Putin so verhalten würde – aber wir sind im Land der Menschenrechte”, sagte er.Die Geräte wurden damals abgehört, weil es den Verdacht gab, dass Libyen für Sarkozys Wahlkampf 2007 Geld gegeben habe. Damals gewann Sarkozy als Hoffnungsträger der bürgerlichen Rechten das Duell um das höchste Staatsamt gegen die sozialistische Herausforderin Ségolène Royal. Die Justiz ermittelt in dieser Sache seit Jahren. Erst unlängst entlastete ein entscheidender Zeuge den früheren Staatschef. “Ist es normal, dass ein früherer Präsident der Republik seit acht Jahren durch den Schlamm gezogen wird (. . .)?”, fragte der 65-Jährige im Interview mit einem TV-Sender.Nicolas Sarkozy, Sohn eines ungarischen Aristokraten, ist trotz seiner Justizprobleme kein geächteter Mann in seinem französischen Heimatland. Seine Memoiren “Le temps des tempetes” (“Die Zeit der Stürme”) wurden im Sommer zu einem Bestseller. Mitte des Monats war er am Pariser Triumphbogen bei der offiziellen Feier zur Erinnerung an das Ende des Ersten Weltkrieges zu sehen – an der Seite von Nachfolger François Hollande und Amtsinhaber Emmanuel Macron.