Notenbanken lassen die Türen für Zinssenkungen weit offen

Fed-Chef Powell signalisiert Handlungsbereitschaft - Anleiherenditen geben deutlich nach

Notenbanken lassen die Türen für Zinssenkungen weit offen

arp/kjo Frankfurt – Angesichts von Handelsstreitigkeiten, einer sich abschwächenden Konjunktur und weiteren Unsicherheiten stehen die Zeichen weltweit auf eine Lockerung der Geldpolitik. Die US-amerikanische Fed beließ auf ihrer geldpolitischen Sitzung am Mittwochabend den Schlüsselsatz zwar unverändert in einem Rahmen von 2,25 % bis 2,5 %. Gleichzeitig signalisierte Fed-Chef Jerome Powell aber, dass die Zinsen sinken könnten, sollte dies erforderlich sein. Zwar hielt sich Powell über den exakten Zeitpunkt eines solchen Schritts bedeckt. Einige Marktbeobachter halten aber schon eine Zinssenkung auf der kommenden Sitzung des Offenmarktausschusses Ende nächsten Monats für möglich, zumal die jüngste Entscheidung, am gegenwärtigen Zinsniveau festzuhalten, nicht einstimmig fiel. So hat sich der Präsident der Fed von St. Louis, James Bullard, für eine Senkung des Schlüsselsatzes um einen Viertelprozentpunkt ausgesprochen. Es war das erste Mal in der jetzt 16-monatigen Amtszeit von Powell, dass sich die stimmberechtigten Mitglieder des Offenmarktausschusses bei ihrer Entscheidungsfindung nicht einig waren. US-Präsident Donald Trump hatte Powell zuvor immer wieder heftig für seine Zinspolitik kritisiert.Bereits Anfang der Woche hatte Mario Draghi, der scheidende Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), eine Lockerung der Geldpolitik in Aussicht gestellt. Auf dem geldpolitischen Forum der EZB im portugiesischen Sintra sagte Draghi, dass “ohne Besserung” des Ausblicks für Wachstum und Inflation zusätzliche geldpolitische Impulse “nötig” seien.In Großbritannien verfliegen derweil die Hoffnungen auf steigende Zinsen. “Weltweit haben die handelspolitischen Spannungen an Intensität zugenommen”, hieß es nach der geldpolitischen Sitzung der Bank of England, bei der der gegenwärtige Schlüsselsatz von 0,75 % unangetastet blieb. “Im Inland ist die gefühlte Wahrscheinlichkeit eines No-Deal-Brexits gestiegen”, fügten die englischen Notenbanker hinzu.In Japan blieb der kurzfristige Zinssatz, der schon seit Januar 2016 bei minus 0,1 % liegt, ebenfalls unverändert. Derweil signalisierte Gouverneur Haruhiko Kuroda seine Bereitschaft zum Handeln, falls sich der Aufschwung der Preisrate zum Inflationsziel von 2 % verlangsame.Auch andere Notenbanken deuteten in den zurückliegenden beiden Tagen an, ihre Zinsen künftig zu senken, etwa in Indonesien. Lediglich in Norwegen drehte die dortige Zentralbank an der Zinsschraube und stellte außerdem weitere Erhöhungen in Aussicht.Die Akteure an den Finanzmärkten hoffen auf einen Wachstumsschub für die Weltwirtschaft durch die in Aussicht gestellten Zinssenkungen der Notenbanken. An den Aktienmärkten war die Stimmung deshalb aufgehellt. Der Dax legte um 0,4 % auf 12 355 Punkte zu. Der Euro Stoxx 50 Index stieg 0,4 % auf 3 468 Zähler. Auch an den Anleihemärkten griffen die Anleger zu. Die Kurse der Staatsanleihen kletterten. Die zehnjährige Bundrendite lag nahe ihrem jüngst erreichten Rekordtief von -0,329 % und war abends bei -0,32 %. Spaniens Pendants fielen auf das Rekordtief von 0,361 %. – Nebenstehender Kommentar Schwerpunkt Seite 7 Berichte Seiten 17 und 18