VON DER IWF-TAGUNG

Notenbanken wollen ABS-Markt wiederbeleben

EZB und Bank von England: Forderungsbesicherte Wertpapiere gelten fälschlicherweise als "toxisch"

Notenbanken wollen ABS-Markt wiederbeleben

ms/lz Washington/Frankfurt – Die Bank of England (BoE) und die Europäische Zentralbank (EZB) wollen den in Verruf geratenen Verbriefungsmarkt neu beleben und damit die schwache Kreditvergabe insbesondere in den südeuropäischen Ländern ankurbeln. In einem am Freitag veröffentlichten Papier schlagen sie vor, künftig zwischen “hochqualitativen” und weniger hochwertigen Verbriefungen zu unterschieden. Damit soll der “unangemessenen Verdammung” dieser Kreditverbriefungen entgegengetreten werden, weil viele in ihnen einen Mitverursacher der Finanzkrise sehen.Sogenannte forderungsbesicherte Wertpapiere (Asset Backed Securities, ABS) sind Anleihen, die mit verschiedenen Arten von Kreditforderungen wie Hypotheken, Unternehmens- oder Verbraucherdarlehen abgesichert sind. Als Sicherheiten werden meist Forderungen gegen mehrere Schuldner verwendet. Weil die dafür verwendeten Sicherheiten im Zuge der Finanzkrise ausgefallen sind und die Papiere in der Folge massiv an Wert verloren hatten, gelten diese Finanzinnovationen vielfach als “toxische Wertpapiere”.In ihrer Denkschrift verweisen die Notenbanken darauf, dass die Ausfallquoten in den USA wesentlich höher als in Europa gewesen seien. Von 2007 bis 2013 seien in Europa im Schnitt lediglich 1,5 % aller Papiere ausgefallen. In einzelnen Bereichen seien die Ausfälle sogar noch geringer gewesen. In den USA sei die Ausfallquote mit 18,4 % deutlich höher gelegen. Dennoch habe auch der Ruf europäischer ABS stark gelitten. Die Verantwortlichen für die aufsichtsrechtliche Behandlung sollten deshalb “die Anreize zur Teilnahme am ABS-Markt” wieder verändern, fordern die beiden Zentralbanken. Es wäre wichtig, dass sie “versuchen, sicherzustellen, dass neue Vorschriften auf welt- und EU-weiter Ebene nicht zum Nachteil des Verbriefungsmarktes ausfallen”.Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) beklagt schon seit geraumer Zeit, dass ABS gegenüber anderen Vermögensklassen mit gleichem Risiko benachteiligt würden. Er verweist darauf, dass die EZB bei Refinanzierungsgeschäften auf ABS höhere Abschläge verlangt und die Eigenkapitalregeln schärfer seien.”Die regulatorischen Hindernisse sind der entscheidende Punkt, der einer Wiederbelebung dieses Marktes im Wege steht”, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann am Freitag am Rande der IWF-Frühjahrstagung. Wenn die schleppende Kreditvergabe im Euroraum als “Flaschenhals” des Aufschwungs gesehen werde, mache es Sinn, Maßnahmen zu ergreifen, die den Banken helfen, wieder Geld zu verleihen. Kreditvergabe ankurbelnAuf die Frage, ob die EZB auch ABS-Papiere aufkaufen könnte, sagte Weidmann, das jüngste Bekenntnis des EZB-Rats, im Notfall weitere unkonventionelle Maßnahmen zu ergreifen, “spannt ein relativ weites Spektrum auf”. Alle Maßnahmen müssten aber gewisse Bedingungen erfüllen. So müssten etwa die Ziele “in einem vernünftigen Verhältnis” zu möglichen Nebenwirkungen und Risiken stehen.Um eine Unterscheidung zwischen “guten” und “schlechten” ABS bewerkstelligen zu können, setzen die Notenbanken an ihren eigenen Sicherheitenregeln an: Danach müssen die Papiere einfach strukturiert, ausreichend gekennzeichnet und transparent ausgestaltetet sein. Dafür sollen sie künftig einer weniger strengen Regulierung unterworfen werden, was Anreize setzt, diese Finanzinnovationen künftig auch verstärkt einzusetzen.Die EZB ist überzeugt, dass ein funktionierender ABS-Markt nicht nur die Kreditvergabe in den Euro-Peripherieländern ankurbeln könnte, sondern auch ein geldpolitisches Instrument darstellt, um gegen die aus ihrer Sicht zu niedrige Inflation im Währungsraum vorgehen zu können. Dazu könnten ABS in großem Stil von der Notenbank angekauft werden, was einer zusätzlichen Lockerung der Geldpolitik entspräche.