GELDPOLITIK

Nur Norwegen wagt den Zinsschritt

Schweizerische Nationalbank senkt Inflationsprognose

Nur Norwegen wagt den Zinsschritt

BZ Frankfurt – Unter all den Notenbanken, die gestern über ihre Leitzinsen entschieden haben, hat einzig Norwegens Zentralbank an der Zinsschraube gedreht. In der Schweiz, in Brasilien und Indonesien sind die Leitzinsen unverändert geblieben.- Norwegen: Die Währungshüter in Oslo entschieden am Donnerstag, den Schlüsselsatz um 0,25 Punkte auf 1,0 % zu erhöhen. Zugleich signalisierten sie, die Zügel im Jahresverlauf weiter anziehen zu wollen. Notenbankchef Oystein Olsen taxiert die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Schritt nach oben im Juni auf mehr als 50 %. Die Norges Bank geht davon aus, dass der Aufschwung in dem skandinavischen Land stärker als gedacht ausfällt – trotz der weltweiten Konjunkturabkühlung. Die zweite Zinsanhebung seit September war von der Notenbank lange angedeutet und daher erwartet worden. Überraschend hingegen war das Signal, diesen Kurs fortsetzen zu wollen.- Schweiz: Thomas Jordan, Chef der Schweizerischen Nationalbank (SNB), hat gestern zu verstehen gegeben, dass die Leitzinsen “auf absehbare Zeit” negativ bleiben dürften. Sie liegen bereits seit gut vier Jahren bei rund -0,75 % und gehören damit zu den tiefsten weltweit. Grund für die Zurückhaltung seien politische Unsicherheiten wie die von den USA angefachten Handelskonflikte und der Brexit, sagte Jordan. Bei Bedarf will die SNB am Devisenmarkt intervenieren. Aus Sicht der SNB ist der Schweizer Franken immer noch hoch bewertet. “Die Lage am Devisenmarkt bleibt fragil”, hieß es in der Mitteilung. Am Morgen hatte die SNB mitgeteilt, die Devisenkäufe zur Schwächung des Franken im vergangenen Jahr merklich gedrosselt zu haben. Die Notenbank erwarb 2018 Fremdwährungen in Höhe von 2,3 Mrd. sfr. 2017 hatten sich die Devisenkäufe noch auf 48,2 Mrd. sfr belaufen und im Jahr davor auf 67,1 Mrd. sfr. Neben Devisengeschäften nahm die SNB keine geldpolitisch motivierten Offenmarktoperationen vor, wie die Notenbank erklärte. Auch aus der neuen Inflationsprognose der Währungshüter ergibt sich kein Handlungsbedarf, die Zinsen anzuheben: Die Inflation soll über den gesamten Prognosezeitraum bis Ende 2021 hinweg unter der von der SNB festgesetzten Obergrenze von 2 % bleiben. Die Schweizer Notenbank kappte ihre Prognosen sogar. Für 2021 erwartet sie eine Inflation von 1,2 %.- Brasilien: Der Banco Central do Brasil (BCB) hat unter seinem erst seit Ende Februar amtierenden Chef Roberto Campos Neto den rekordniedrigen Leitzins von 6,5 % nicht angetastet. Die Entscheidung des neunköpfigen Gremiums fiel einstimmig. Die Entwicklung der Reformen und der nötigen Anpassungen in der Wirtschaft sei wesentlich, um mittel- und langfristig eine niedrige Inflation aufrechtzuerhalten und eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung zu erreichen – aktuell liege die Inflation auf einem angemessenen Niveau und obwohl die jüngsten Konjunkturdaten schlechter als erwartet ausgefallen waren, befinde sich die brasilianische Wirtschaft auf einem Pfad stetiger Erholung, teilte die BCB mit.- Indonesien: Die Bank Indonesia (BI) hat die Leitzinsen unverändert belassen. Der 7-Tage-Reverse-Reposatz liegt bei 6,0 %, die Einlagenfazilität bei 5,25 % und die Kreditfazilität bei 6,75 %. Laut den Notenbankern steht diese Entscheidung im Einklang mit den Bemühungen, die externe Stabilität zu stärken sowie das Leistungsbilanzdefizit in überschaubaren Grenzen zu halten.