Konjunkturprognosen

Ökonomen zeigen mehr Zuversicht für deutsche Wirtschaft

Privatkonsum und Exporte sollen 2024 das Wachstum anschieben – und dies stärker als bislang gedacht. IfW, IWH und RWI erhöhen die Prognosen. Und die Inflation nähert sich dem EZB-Ziel von 2%.

Ökonomen zeigen mehr Zuversicht für deutsche Wirtschaft

Ökonomen zeigen mehr Zuversicht für deutsche Wirtschaft

Prognosen erhöht – Ministerium hofft auf Fußball-EM

ba Frankfurt

Die deutsche Wirtschaft kommt dank rückläufiger Inflation, sinkender Zinsen und steigender Löhne allmählich in Schwung. Einige Wirtschaftsforschungsinstitute zeigen sich zuversichtlicher und haben ihre Prognosen leicht erhöht. Kurzfristig dürfte auch die Fußball-EM positive Impulse bringen – wobei das Bundeswirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht diesen auch die hochwasserbedingten Produktionsausfälle im Süden als dämpfenden Faktor gegenüberstellt.

Die Einzelhandelsumsätze waren zuletzt sehr verhalten, in den kommenden Monaten sei allerdings im Zuge der Fußball-Europameisterschaft mit einer temporären Belebung in den konsumnahen Wirtschaftsbereichen wie Einzelhandel, Gastronomie und Beherbergungsgewerbe zu rechnen, heißt es beim Ministerium – „wenn auch nicht im vergleichbaren Ausmaß wie bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006“. Damit es zu einer nachhaltigen gesamtwirtschaftlichen Belebung komme, brauche es neben einer breiten Erholung der binnenwirtschaftlichen Nachfrage auch weitere, spürbare Impulse seitens der Außenwirtschaft. Auch beim IWH werden keine relevanten gesamtwirtschaftlichen Effekte des Sportereignisses erwartet. Die positiven Impulse durch Fußball-Touristen dürften „durch Verdrängungseffekte weitgehend neutralisiert werden“. Einheimische Touristen und Geschäftsreisende würden auf andere Destinationen ausweichen, um der Überfüllung und den erhöhten Preisen zu entgehen. „Dennoch könnte das Ereignis je nach Verlauf das konjunkturelle Klima über einen positiven Stimmungseffekt beeinflussen“, heißt es in dem Sonderkapitel der IWH-Prognose.

Zinswende ist wichtig

„Die Zeichen mehren sich, dass sich die deutsche Wirtschaft aus der Rezession befreien kann“, erklärte Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel. Eine wichtige Weichenstellung sei dabei die von der EZB eingeläutete Zinswende. Er rechnet nach dem Zinsschritt um 0,25 Prozentpunkte im Juni mit zwei weiteren Zinssenkungen in diesem Jahr. Die Inflation dürfte 2024 im Jahresschnitt auf 2,2% zurückgehen, 2025 dann auf 1,9%. Die vorherigen Prognosen lagen bei 2,3% und 1,7%. Ähnlich sieht es auch das IWH: Es schraubte die Voraussage für dieses Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 2,3% zurück und erhöhte die Erwartung für das kommende Jahr von 1,8% auf 1,9%. Das RWI liegt mit Werten von 2,4% und 2,0% deutlich darüber.

Robuster Arbeitsmarkt

Einig sind sich die Wirtschaftsforscher, dass der Arbeitsmarkt robust bleiben und angesichts der Reallohnsteigerungen der private Konsum zulegen und zusammen mit dem anziehenden Exportgeschäft das – allerdings nur wenig dynamische – Wirtschaftswachstum stützen wird. 2025 dürften dann auch die Investitionen expandieren und ihren Teil beitragen. Das IfW erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 um 0,2 (vorherige Prognose: 0,1)% zulegen wird, 2025 dann um 1,1 (1,2)%. Zuversichtlicher ist das IWH mit Voraussagen von 0,3 (0,2)% und unveränderten 1,5%. Ähnlich sieht es das RWI: Hier stehen 0,3 (0,4)% sowie 1,5 (1,2)% in der Prognose.

Als Risikofaktoren benennt das IWH die Möglichkeit einer rasch zunehmenden Fragmentierung der Weltwirtschaft, das RWI die Inflationsentwicklung, die grüne Transformation der deutschen Wirtschaft und mögliche internationale Handelssanktionen.

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