EZB-Studie

Öl als Treiber für Fehler bei Inflationsprognosen

Die Inflationsprognosen der EZB stehen seit einigen Jahren immer wieder in der Kritik. Die Notenbank stellt sich in einer Untersuchung hingegen ein gutes Zeugnis aus, gibt jedoch auch Probleme zu.

Öl als Treiber für Fehler bei Inflationsprognosen

Ölpreis als Treiber für Prognosefehler

mpi Frankfurt

Die EZB hat in einer Untersuchung ihre Inflationsprognosen seit dem Jahr 2000 mit Prognosen anderer verglichen, die auf Umfragen oder Marktdaten basieren. Dabei stellt sich die Notenbank ein gutes Zeugnis aus. „Die Genauigkeit der von Experten des Eurosystems/der EZB erstellten Prognosen zur Gesamtrate der Inflation ist entweder ähnlich oder geringfügig besser“, schreiben die Autoren im Fazit der Untersuchung.

Die Inflationsprognosen der Notenbank waren in die Kritik geraten, da die EZB den deutlichen Anstieg der Inflation ab 2021 fälschlicherweise lange Zeit als „vorübergehend“ abgetan hat und daher die Zinsen zu spät anhob. „Der jüngste Inflationsanstieg ging mit erheblichen Prognosefehlern der Mitarbeiter der EZB/des Eurosystems einher, was die Notwendigkeit unterstreicht, Prognosefehler ständig zu überwachen und zu analysieren, um ihre Auswirkungen auf den Prognoseprozess zu verstehen“, heißt es in der EZB-Untersuchung.

Die EZB unterschätzte erst den Anstieg der Energiepreise und dann in der Folge auch den Anstieg der Lebensmittelpreise. Wie die Notenbank in einer Ende März veröffentlichten Studie zugibt, hätten die Modelle jedoch auch unter Annahme der tatsächlichen Energiepreise die Inflation zu niedrig vorhergesagt. Das dürfte an der „hohe Komplexität der Preissetzungsmechanismen für die Verbraucherpreise von Gas und Strom in den einzelnen Euro-Ländern“ liegen.

Die Notenbank geht inzwischen jedoch davon aus, dass die Prognosequalität ihrer Modelle gestiegen ist. „Nach Korrektur von Fehlern in grundlegenden Annahmen verbessern sich die von Experten der EZB und des Eurosystems erstellten Projektionen weiter.“

Teuerung unterschätzt

Betrachtet man beim Vergleich der Inflationsprognosen nur den Zeitraum seit Beginn der Pandemie, schneidet die EZB schlechter ab als die Konkurrenz. Auf aktuelle Marktdaten basierende Vorhersagen wiesen in diesem Fall geringere Prognosefehler auf, räumte die EZB in der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung ein. Über längere Zeiträume hätten die EZB-Vorhersagen zwar keine Verzerrung, in der Hochinflationsphase hätten die Prognosen die Inflation jedoch regelmäßig unterschätzt.

Als Hauptgrund für die Prognosefehler gibt die EZB falsche Einschätzungen bezüglich der Entwicklung von Marktdaten wie Öl- und Gaspreise an. Diese hätten in den vergangenen Jahren einen großen Einfluss auf die Abweichungen der Inflationsprognosen auf den späteren tatsächlichen Wert gehabt. Falsche Einschätzungen beim effektiven Wechselkurs hätten hingegen die Prognosegenauigkeit in den vergangenen zwölf Jahren nicht stark beeinflusst. Andere Ursachen für fehlerhafte Inflationsprognosen sind unerwartete oder überraschend große ökonomische Schocks oder falsche Einschätzungen bezüglich der Stärke der geldpolitischen Transmission.


Mehr zum Thema:

Wirtschaftsbericht: EZB erwartet Verbesserung der Qualität der Inflationsprognosen

Euro-Inflation im Juli: Licht und Schatten

Kommentar zur Euro-Inflation und zur Geldpolitik der EZB

Inflationsprojektionen

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.