Spiele von Tokio

Olympia doppelt so teuer wie angesagt

Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass die Olympischen Spiele und die Paralympics Tokio nicht ganz so teuer kommen – allerdings kosten sie doch noch doppelt so viel wie ursprünglich geplant.

Olympia doppelt so teuer wie angesagt

Martin Fritz, Tokio

Die Olympischen Sommerspiele und Paralympics in Japans Hauptstadt haben offenbar weniger gekostet als bislang vorhergesagt. Nach vorläufigen Berechnungen des Organisationskomitees beliefen sich die Ausgaben auf 1,45 Bill. Yen (11,2 Mrd. Euro). Das wären rund 1,6 Mrd. Euro weniger als im Dezember 2020 veranschlagt. Damit würden entgegen bisherigen Prognosen die Sommerspiele 2012 in London mit 13,2 Mrd. Euro der Spitzenreiter in der Kostenrangliste bleiben. Die endgültigen Zahlen werden jedoch nicht vor Frühjahr 2022 veröffentlicht.

Im Vergleich zu den Angaben bei der Bewerbung im Jahr 2013 haben Japan und die Hauptstadt Tokio jedoch doppelt so viel ausgegeben. Damals wurden die notwendigen Aufwendungen auf 734 Mrd. Yen (nach heutigem Kurs 5,7 Mrd. Euro) kalkuliert. Danach explodierten die Kosten jedoch, worauf auf Druck des IOC mehrere Sparrunden stattfanden. So stampfte man den extrem teuren Entwurf der Stararchitektin Zaha Hadid für das Olympiastadion ein und ersetzte ihn durch ein billigeres Design des Japaners Kengo Kuma.

Doch die Pandemie machte den Organisatoren einen Strich durch die Rechnung. Der globale Ausbruch von Covid-19 führte nicht nur zur Verschiebung der Spiele um ein Jahr, was die Miet- und Personalkosten erhöhte. Die Pandemie verursachte auch teure Vorsorgemaßnahmen gegen die Virusausbreitung unter den Teilnehmern und der Bevölkerung. Dafür mussten zusätzliche 294 Mrd. Yen (2,3 Mrd. Euro) berappt werden.

Beobachter hatten eigentlich noch höhere Kosten erwartet, weil durch den kompletten Ausschluss von Zuschauern zur Abwehr von Covid-19 die Eintrittskarten für 90 Mrd. Yen (698 Mill. Euro) nicht verkauft werden konnten. Doch die eingesparten Personalkosten und andere Aufwendungen für die Zuschauer von mindestens 150 Mrd. Yen (1,2 Mrd. Euro) waren überraschenderweise deutlich höher als die entgangenen Ticket-Einnahmen.

Allerdings kamen unabhängige Berechnungen schon vor dem Ausbruch der Pandemie zu ganz anderen Zahlen. Der Ökonom Bent Flyvbjerg und zwei Kollegen von der Said Business School der Universität Oxford bezifferten die Olympia-Kosten damals auf 15,8 Mrd. Dollar – 800 Mill. Dollar mehr als Spitzenreiter London. Japans Rechnungshof errechnete 2018 Gesamtausgaben von 2,8 Bill. Yen (21,7 Mrd. Euro) und verwies u. a. auf offiziell nicht einkalkulierte 650 Mrd. Yen für die Reparatur von Gebäuden, Sicherheitsvorkehrungen und Dopingprüfungen. Die großen Zeitungen „Nikkei“ und „Asahi“ schätzten die Gesamtkosten sogar auf 3 Bill. Yen (23,2 Mrd. Euro).

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