US-Konjunktur

Optimistische US-Verbraucher trotzen hohen Zinsen

Trotz hoher Zinsen und Voraussagen einer Rezession deuten in den USA zuversichtliche Konsumenten und steigende Häuserpreise darauf hin, dass eine weiche Landung möglich sein könnte.

Optimistische US-Verbraucher trotzen hohen Zinsen

Positive US-Konjunktursignale

Verbrauchervertrauen steigt kräftig – Eigenheimverkäufe und Häuserpreise legen zu

In den USA lassen überraschend optimistische Konsumenten und steigende Häuserpreise Hoffnung aufkommen, dass eine Rezession zumindest im laufenden Jahr noch verhindert werden könnte. Für eine positive Überraschung sorgte auch die Zunahme der Neuaufträge für langlebige Güter.

det Washington

Zuversichtliche Verbraucher und die stete Erholung am Immobilienmarkt lassen in den USA wieder leichten Konjunkturoptimismus aufkommen. Wie das Forschungsinstitut Conference Board meldete, stieg der Index des Verbrauchervertrauens im Mai von 102,5 auf 109,7 Punkte. Erwartet hatten Experten einen Wert um 103,7 Zähler.

„Der Index hat damit den höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht und spiegelt sowohl eine Verbesserung der gegenwärtigen Lage als auch einen sprunghaften Anstieg bei den Zukunftserwartungen wider“, sagte Dana Peterson, Chefökonomin beim Conference Board. Demnach bewerten Verbraucher sowohl das geschäftliche Umfeld als auch die Aussichten am Arbeitsmarkt besser als im Vormonat. Peterson wies allerdings darauf hin, dass viele Konsumenten in den kommenden sechs bis zwölf Monaten mit einer Rezession rechnen.     

Erholung am Häusermarkt

Unterdessen hat der US-Häusermarkt auch Resistenz gegenüber hohen Zinsen und der sich abschwächenden Konjunktur bewiesen. Laut Handelsministerium stiegen die neuen Eigenheimverkäufe im Mai um 12,2%. Erwartet hatten Ökonomen einen deutlich niedrigeren Wert. Im April war ein Plus von 3,5% gemessen worden. Auch legten die beiden wichtigsten Preisindizes für die Entwicklung der Immobilienpreise stärker zu als erwartet. Als Hauptgrund nennen Experten die andauernde Knappheit an Eigenheimen, die zum Verkauf angeboten werden.

Der S&P Corelogic Case-Shiller Index stieg im April auf nationaler Ebene um 1,3% und in den 20 größten Ballungszentren um 1,7%. Erwartet hatten Ökonomen in den führenden Metropolen ein Plus von 1,0%. „Der Häusermarkt legt weiter zu, und die Preise liegen nun um nur 2,4% unter dem Höhepunkt, der im Juni vergangenen Jahres erreicht wurde“, so Craig Lazzara, geschäftsführender Direktor bei S&P Dow Jones Indices. Wie Lazzara feststellt, gingen die Preise ab Mitte 2022 kontinuierlich zurück und begannen dann ab Januar wieder zu steigen. Er betonte, „dass die Erholung breit angelegt ist und die Preise in sämtlichen der führenden Ballungszentren höher ausfielen“. 

Bestätigt wird der Trend auch von dem Index der Federal Housing Finance Agency (FHFA), der Regulierungsbehörde der staatlichen Finanzierungsunternehmen Fannie Mae und Freddie Mac. Der Preisindex kletterte im April gegenüber März um 0,7% und übertraf damit die von Ökonomen prognostizierte Zunahme um 0,4%. Der Vormonatswert wurde von 0,6% auf 0,5% leicht nach unten korrigiert. 

Auf Jahressicht zogen die Preise laut FHFA um 3,1% an. Der S&P Corelogic Case-Shiller Index gab hingegen im Vorjahresvergleich leicht nach. Das wiederum begründen Experten damit, dass die Jahreswerte nach Steigerungsraten um 20%, die während der Coronakrise gemessen wurden, sich nun auf niedrigerem Niveau zu stabilisieren beginnen.   

Auf Stabilisierung in der Industrie deutet auch der überraschende Anstieg der Neuaufträge für langlebige Güter hin. Wie das Census Bureau des Handelsministeriums berichtete, legten die Bestellungen im Mai saisonbereinigt um 1,7% zu. Erwartet hatten Bankvolkswirte hingegen ein Minus von 1,0%. Der Wert für März wurde um 0,1 Prozentpunkte auf 1,2% nach oben korrigiert.

Auftragsflut bei Transportgütern

Entscheidend für die Zunahme war die Transportkomponente, bei der das Ministerium ein Plus von 3,9% ermittelte. Angeführt wurde der Anstieg dort von der Auftragsflut bei Zivilflugzeugen, bei denen die Bestellungen um 32,5% zulegten. Ohne Berücksichtigung von Transportgütern stiegen die Orders um 0,6%.

Sowohl das Verbrauchervertrauen als auch der Aufwärtstrend bei den Häuserpreisen sowie die robuste Auftragslage bei langlebigen Gütern schüren Hoffnungen auf die von US-Notenbankchef Jerome Powell angesprochene „weiche Landung“, die der oberste Währungshüter in den USA weiter für möglich hält. Unterdessen sagte die HSBC Bank voraus, dass in den Vereinigten Staaten im Schlussquartal der Abschwung beginnen und dann „ein Jahr der Kontraktion folgen“ werde. Eine Rezession hatten auch die Frühindikatoren im Mai signalisiert.

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