Oskar Lafontaine 75
wf – “In der Ära des Neoliberalismus gilt auch für die Linke: Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.” Mit diesem eignen Zitat schmückt Oskar Lafontaine, ehemaliger Bürgermeister von Saarbrücken und Ministerpräsident des Saarlandes, Stratege des Wahlsiegs der SPD gegen Helmut Kohl, kurzzeitiger Bundesfinanzminister und Mitgründer der Linken, seine Internetseite. Geändert hat sich Lafontaine, der am 16. September sein 75. Lebensjahr vollendet, eigentlich nie. Mit Gründung der Sammlungsbewegung “Aufstehen” will er nach eigenem Bekunden gegen “Ungleichheit” vorgehen und fordert die “Wiederherstellung des Sozialstaates”. Die Bewegung hob er in diesem Herbst zusammen mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, seit 2014 seine Ehefrau, aus der Taufe. Lafontaine macht dort das, was er am besten kann: Er greift eine Strömung auf, gibt ihr Heimat und Richtung und spaltet.”Aufstehen” könnte der Linken zusetzen, wenn die Bewegung erfolgreich wird. Derzeit sieht es eher nicht danach aus. Auch viele in der SPD sind mit Lafontaine fertig. Nach dem Wahlsieg 1998, der Gerhard Schröder zum Kanzler macht, wurde er Bundesfinanzminister. Drei Jahre zuvor hatte er in einer überraschenden Kampfkandidatur beim Parteitag in Mannheim Rudolf Scharping als SPD-Parteivorsitzenden gestürzt. Die Regierung Schröder verließ er ohne Begründung im März 1999 Knall auf Fall. Nur 142 Tag war er im Amt. Böse Zungen behaupten, das Aktenstudium sei ihm zu mühsam gewesen und er habe es nicht verwunden, sich der Richtlinienkompetenz des Kanzlers Schröder unterordnen zu müssen. In dieser Zeit hielt Lafontaine die Finanzwelt mit Plänen für eine Weltwährungsreform und geldpolitischen Ratschlägen an die Europäische Zentralbank in Atem. Den Euro als gemeinsame Währung lehnt er ab.2005 trat er nach 40 Jahren aus der SPD aus und in die linke WASG ein. Daraus ging mit der Linkspartei 2007 Die Linke hervor. Lafontaine teilte sich mit Lothar Bisky den Parteivorsitz und mit Gregor Gysi den Fraktionsvorsitz. 2010 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus dem Bundestag zurück.