Paul Volcker
det – Der nun mit 92 Jahren verstorbene Paul Volcker beschrieb die Aufgabe des Goldstandards, auf die er als Staatssekretär im US-Finanzministerium maßgeblichen Einfluss hatte, als das wichtigste Ereignis seiner langen Karriere. Dabei zeichnet sich die berufliche Laufbahn des früheren Notenbankvorsitzenden durch zahlreiche Höhepunkte und einige Tiefen aus – wie bei wohl keinem anderen Ökonomen in der amerikanischen Geschichte.Der Enkel deutscher Einwanderer studierte an der renommierten Princeton University Politikwissenschaften und erwarb dann am ebenso exklusiven Harvard College seinen Masters-Abschluss in Wirtschaftspolitik. Nach dem Studium arbeitete Volcker als Ökonom bei der New Yorker Federal Reserve und machte sich später einen Namen als Volkswirt bei der Chase Manhattan Bank. Präsident Richard Nixon ernannte Volcker zum Abteilungsleiter für geldpolitische Angelegenheiten im Finanzministerium. Zwei Jahre nach seiner Ernennung erklärte Nixon, dass die USA den Goldstandard aufgeben würden, und bereitete damit den Weg für den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems. Leitzins bei 20 ProzentVon unbändiger intellektueller Neugier und dem Wunsch getrieben, eine Karriere als Akademiker einzuschlagen, kehrte Volcker an die Princeton University zurück. Gleichwohl konnte er den Verlockungen der ihm gut vertrauten Geldpolitik nicht widerstehen, als der demokratische Präsident Jimmy Carter Volcker 1979 zum neuen Vorsitzenden der US-Notenbank berief. Dort hatte der Ökonom mit einer Inflationsrate zu ringen, die fast 15 % erreicht hatte, und verfolgte eine rigide, unerbittliche Hochzinspolitik.Unter seiner Ägide schraubte das Lenkungsgremium der US-Zentralbank den Leitzins auf bis zu 20 % hoch. Die weltgrößte Volkswirtschaft hatte für Volckers konsequente Inflationsbekämpfung aber einen hohen Preis zu zahlen. Die hohen Zinsen pflasterten Anfang der achtziger Jahre nämlich den Weg für eine tiefe Rezession und lösten politische Proteste aus, wie die USA sie zuletzt 60 Jahre zuvor erlebt hatten, als Afroamerikaner gegen das Lynchen von Schwarzen demonstriert hatten. Besonders hart traf die Hochzinspolitik die Bauindustrie und die Landwirtschaft. Bauern rollten auf Traktoren durch Washington und bildeten sogar eine Blockade, die den Zugang zur Zentrale der Notenbank versperrte.Carters Nachfolger Ronald Reagan nominierte Volcker, der als Reaktion auf den konjunkturellen Einbruch den Geldhahn wieder aufgedreht hatte, 1983 für eine zweite Amtsperiode. Die Kombination aus weiterhin relativ hohen Zinsen und der expansiven Ausgabenpolitik der Regierung, mit der Reagan die Wirtschaft wieder auf Trab bringen wollte, führte aber zugleich zu großen Haushaltsdefiziten und einem deutlichen Anstieg der Staatsverschuldung. Für eine dritte Amtsperiode wollte Reagan den umstrittenen Notenbankchef angeblich nicht haben, weil er laut Präsident nicht rigoros genug die Deregulierung des Finanzsektors vorantrieb. Wirtschaftsberater Obamas Nach seinen acht Jahren an der Notenbankspitze blieb Volcker in mehreren Funktionen aktiv. So wurde er Vorsitzender der Investmentfirma des früheren Weltbankpräsidenten James Wolfensohn, setzte sich im Auftrag der UN für Korruptionsbekämpfung im Irak ein und war nach der Rezession Vorsitzender eines wirtschaftspolitischen Beraterausschusses unter Präsident Barack Obama. Später setzte der Kongress die sogenannte “Volcker-Regel” um, die Banken Beteiligungen an Hedgefonds sowie Private-Equity-Firmen verbietet und den Eigenhandel der Kreditinstitute einschränkt.