wf – Mit den Worten “Dies ist der letzte Ton aus meinem Jagdhorn” hat sich der frühere Bundesfinanzminister und SPD-Politiker Peer Steinbrück Ende September aus dem Bundestag verabschiedet. Den Wahlkampf 2017 überlässt er Jüngeren in seiner Partei. Am 11. Januar vollendet Steinbrück sein 70. Lebensjahr. Erst seit 2009 war er Bundestagsabgeordneter – kürzer, als wohl viele vermuten. Als Staatssekretär, Landesminister in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen, Ministerpräsident in Düsseldorf und schließlich als Bundesfinanzminister hat Steinbrück mehr als 25 Jahre die politischen Geschicke in Deutschland mitbestimmt. 2005 wurde der Volkswirt Kieler Prägung in der ersten Amtszeit von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Finanzminister in der großen Koalition. Das Amt behielt er bis zum Regierungswechsel 2009. In der Finanzkrise, die 2008 ausbrach, stand Steinbrück souverän und übernahm den zentralen Part in der Rettungspolitik. Legendär wurde ein Auftritt mit Merkel: beide beruhigten vor Fernsehkameras die besorgten Sparer, dass ihre Einlagen sicher seien. Was genau hinter dieser Staatsgarantie stand, blieb allerdings offen.Zum Angriff geblasen hat Steinbrück wiederholt in seiner Amtszeit. Der unverblümte norddeutsche Ton des gebürtigen Hamburgers hat zu mancher diplomatischen Verwicklung geführt. Die Schweiz war nachhaltig verärgert, als Steinbrück ihr im Streit über Steuerhinterziehung bei deutschen Auslandsvermögen – vermeintlich witzig – mit der “siebten Kavallerie in Fort Yuma” drohte. Dabei waren die Eidgenossen dabei, ihr Bankgeheimnis zu opfern. Etwas später legte er nach und nannte sie in einem Atemzug mit Ouagadougou, der Hauptstadt des westafrikanischen Burkina Faso.Bei der Bundestagswahl 2013 wollte es Steinbrück noch einmal wissen. Er trat für die SPD als Kanzlerkandidat an und verlor gegen Merkel. Die SPD gelangte dennoch in die Regierung – ohne Steinbrück. Im Wahlkampf hatte er unter anderem damit zu tun, dass zahlreiche Banken ihm fürstliche Vortragshonorare gezahlt hatten, um sich von ihm die Leviten lesen zu lassen. Der Nähe zu Banken bleibt Steinbrück aber treu. Die ING-DiBa hat ihn als Berater des Vorstands verpflichtet. Einen Interessenkonflikt sieht Steinbrück nicht. Das Institut habe sozialdemokratische Tradition. Parteigenosse Georg Leber gründete 1965 die Bank für Sparanlagen und Vermögensbildung.