Pekings Währungshüter plakatieren Lockerungskurs

Notenbankpräsident verspricht flexiblere Geldpolitik - Spekulation auf baldige Zinssenkung

Pekings Währungshüter plakatieren Lockerungskurs

nh Schanghai – Chinas Zentralbankpräsident Yi Gang weckt Erwartungen, dass er zu neuen monetären Maßnahmen zur Anregung der von Corona geschwächten chinesischen Konjunktur bereit ist. Wie der Gouverneur der People’s Bank of China (PBOC) in einem Interview lokaler Medien sagte, wird China seine Wirtschaft weiter stärken und dabei die Bemühungen fortsetzen, die Kreditkosten für Unternehmen zu senken.Die Äußerungen des Zentralbankchefs schüren neue Erwartungen, dass in den kommenden Wochen weitere Senkungen der Mindestreservesätze und eine Anpassung nach unten bei den von der Zentralbank direkt beeinflussten Geldmarktzinsen im Raum stehen. An Chinas Wertpapiermärkten sorgte das Statement für ein Durchbrechen des negativen Trends der letzten Handelstage.Yi versichert, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten in China trotz der Corona-Beeinträchtigungen und wachsender Unsicherheiten als unverändert stabil gelten können, und verspricht eine “flexiblere” Geldpolitik. Zuvor hatte bereits Regierungschef Li Keqiang bei der Eröffnung des laufenden chinesischen Volkskongresses Andeutungen einer Fortsetzung des geldpolitischen Lockerungskurses gemacht und ebenfalls von einer flexibleren geldpolitischen Linie gesprochen.Wie Yi nun ergänzt, will die PBOC eine Reihe von geldpolitischen Instrumenten einsetzen, um eine ausreichende Liquidität im Geldkreislauf zu gewähren. Dabei werde die als geldpolitische Steuerungsvariable im Fokus stehende Geldmengengröße M 2 signifikant zulegen. Gleiches gelte für das sogenannte Total Social Financing (TSF) als breitestes Geldmengenaggregat, zu dem unter anderem auch Kapitalmarkttransaktionen und Schattenbankfinanzierungen hinzugerechnet werden.Wie Yi hervorhebt, haben die seit Ausbruch der Corona-Epidemie seitens der PBOC bislang vom Stapel gelassenen Stimulierungsmaßnahmen, darunter vor allem Mindestreservesatzsenkungen, Refinanzierungslinien für Geschäftsbanken und Rediskont-Fazilitäten, am Geldmarkt einen Gesamtimpuls in einer Größenordnung von 5,9 Bill. Yuan (rd. 760 Mrd. Euro) erbracht. Zuletzt war der Mindestreservesatz für große Geschäftsbanken auf 11 % gesenkt worden.Inzwischen allerdings hat sich die PBOC dabei zurückgehalten, bei der monatlichen Anpassung der neuen Zins-Benchmark für einjährige Kredite, Loan Prime Rate (LPR), auf ihre Senkung hinzuwirken. Die von der PBOC nur indirekt über andere Referenzzinssätze am Geldmarkt beeinflusste LPR, die im August 2019 den von der Zentralbank direkt vorgegebenen Leitzins abgelöst hat, ist in der einjährigen Frist seitdem nur relativ geringfügig von 4,31 auf 3,85 % gesunken.Dies liegt vor allem daran, dass die von der PBOC direkt beeinflusste einjährige Refinanzierungsrate für Geschäftsbanken, Medium-term Lending Facility (MLF), zuletzt unverändert bei 2,95 % gehalten wurde. Die MLF gilt gegenwärtig als wichtigstes Instrument zur Beeinflussung des Zinskorridors im Reich der Mitte. Analysten erwarten aber, dass die Zentralbank sich nur eine kurze Lockerungspause gönnt. Bereits im Juni könnte es zu einer Herabschleusung der MLF und einer weiteren Senkung der Mindestreservevorgabe für Geschäftsbanken kommen.