Politischer Finanzökonom
lz – Es sollte ein versöhnlicher Abschied von US-Fed-Chef Alan Greenspan werden im Jahr 2005 bei der Notenbankkonferenz in Jackson Hole. Doch Raghuram G. Rajan, damals Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds (IWF), störte die Harmonie, als er in einem Vortrag darlegte, dass die weltweite Lage durch die jüngsten Entwicklungen in der Finanzwelt viel riskanter geworden ist; er warnte vor einer Finanzkrise. Die meisten Ökonomen widersprachen ihm schroff. Rajan aber blieb standhaft. 2006 ging er wieder zurück als Finanzökonom an die Booth School of Business der Universität Chicago. Wenig später sollte sich seine Warnung bewahrheiten.Immer wieder insistierte Rajan mit unbequemen Nachfragen die Fachwelt, stellte Lehrmeinungen infrage und wagte sich regelmäßig in das verminte Gelände der Politikberatung. So machte er zuletzt auf das Dilemma der Politik zwischen Sparen und Wachstum aufmerksam, wies auf die Zwecklosigkeit exzessiver Ausgabenpolitik hin. Und er zeigte auf, wie die – durchaus kritikwürdigen – Einkommensunterschiede in den USA letztlich dazu beigetragen haben, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Finanzexzesse toleriert werden, und wie rationale Einzelentscheidungen ein fehlerhaftes Finanzsystem kollektiv zu Fall bringen können.Am 26. September wird Rajan der Deutsche Bank Prize in Financial Economics 2013 verliehen, den der Stiftungsfonds der Deutschen Bank mit 50 000 Euro dotiert hat. Die Auszeichnung wird vom Center for Financial Studies (CFS) gemeinsam mit der Goethe-Universität Frankfurt vergeben. Sie ehrt international renommierte Wirtschaftswissenschaftler, “deren Arbeit die Forschung zu finanz- und makroökonomischen Fragen entscheidend beeinflusst und zu wesentlichen Beiträgen für Wissenschaft und Praxis geführt hat”. Die Reihe der Preisträger seit 2005 sind so bekannte Ökonomen wie Eugene F. Fama, Michael Woodford, Robert J. Shiller und Kenneth Rogoff.Rajan wurde im indischen Bhopal geboren und feierte am vergangenen Sonntag seinen 50. Geburtstag. Neben seiner Professur in Chicago ist er außerdem noch ökonomischer Berater des indischen Finanzministeriums. 2003 zeichnete ihn die American Finance Association als ersten Preisträger mit dem Fischer Black Prize aus. Sein jüngstes Buch “Fault Lines” wurde 2010 als “Financial Times Business Book of the Year” ausgezeichnet.