WERTBERICHTIGT

Potsdamer Erklärung

Börsen-Zeitung, 28.5.2013 Chinas Premierminister Li Keqiang hat seinen Besuch am Ort der Potsdamer Konferenz von 1945 dazu genutzt, die Lautstärke im Territorialstreit mit Japan weiter aufzudrehen. Li offenbart sich damit als Meister der...

Potsdamer Erklärung

Chinas Premierminister Li Keqiang hat seinen Besuch am Ort der Potsdamer Konferenz von 1945 dazu genutzt, die Lautstärke im Territorialstreit mit Japan weiter aufzudrehen. Li offenbart sich damit als Meister der symbolischen Inszenierung. In der Potsdamer Erklärung wurde Japan damals eine letzte Chance gegeben, den Krieg zu beenden. In seiner ganz eigenen Potsdamer Erklärung, die sich in erster Linie an das chinesische Fernsehpublikum gerichtet haben dürfte, bekräftigte Li die Gebietsansprüche der Volksrepublik im ostchinesischen Meer. Japan müsse die von China “gestohlenen” Territorien endlich zurückgeben. Allerletzte Chance für Tokio also? Peinlich, dass Li bei seinem Staatsbesuch diese Gelegenheit zur Säbelrasselei vor historischer Kulisse gegeben wurde. Im Land der aufgehenden Sonne wird man es zumindest mit Blick auf die wirtschaftlichen Auswirkungen gelassen sehen. Deutschland ist abhängiger von Exporten nach China als Japan. Wenn Li gegen eine der wenigen Demokratien in Ostasien Front macht, sollten sich seine Berliner Gastgeber dennoch nicht wegducken.hip