Powell bekräftigt Nein zu Negativzinsen

Fed-Chef rechnet mit längerer Konjunkturschwäche

Powell bekräftigt Nein zu Negativzinsen

det Washington – US-Notenbankchef Jerome Powell hat mit Nachdruck bekräftigt, dass die Fed ungeachtet der konjunkturellen Folgen der Coronavirus-Pandemie die Einführung eines Negativzinses kategorisch ausschließt. Zum einen stehe den Währungshütern mit der Kombination aus Niedrigzinspolitik und diversen Anleihekaufprogrammen ein effektives Instrumentarium zur Verfügung, sagte Powell gestern in Washington. Außerdem seien Zweifel an der Effektivität von Negativzinsen und deren Folgen für den geldpolitischen Transmissionsmechanismus angebracht, sagte der Fed-Vorsitzende.Powell betonte, dass der gesamtwirtschaftliche Schock als Folge des Virus der größte jemals gemessene sei. Dasselbe gelte zugleich für die Ausgabenprogramme und geldpolitischen Maßnahmen, die Notenbank und Regierung im Kampf gegen die Pandemie ergriffen haben. So hätten die 2,9 Bill. Dollar an fiskalischen und steuerpolitischen Hilfen, die der Kongress bislang beschlossen hat, ebenso wie die Liquiditätsspritzen seitens der Fed “ein gewisses Maß an Stabilität” sichergestellt.Gleichwohl seien die langfristigen Konjunkturrisiken erheblich, sagte Powell. Die Rezession könne je nach Länge und Tiefe langfristigen Schaden an den Produktionskapazitäten anrichten. Zudem könnten Firmenpleiten und private Insolvenzen einzelner Haushalte über mehrere Jahre das Wachstum drücken. Auch betonte Powell, welch negative Folgen der Aderlass bei kleineren Firmen und Mittelbetrieben, die fast die Hälfte aller Arbeitsplätze in den USA stellen, für den Arbeitsmarkt haben werde. “Das Ergebnis könnte folglich eine ausgedehnte Phase geringer Produktivität und stagnierender Einkommen sein”, sagte Powell.Obwohl die Fed zur Krisenbewältigung ihr gesamtes Instrumentarium zur Verfügung stellen und womöglich weitere Maßnahmen ergreifen werde, zog Powell klare Grenzen. So könne die Notenbank über die Kreditvergabe Liquidität bereitstellen. Deswegen hat die Zentralbank mit Rückendeckung des Finanzministeriums am Dienstag mit dem Kauf von ETFs und Unternehmensanleihen mit Investment Grade im Umfang von bis zu 750 Mrd. Dollar begonnen. Gleichwohl verfüge die Fed über keine fiskalischen Kompetenzen, schränkte Powell ein. Weitere Ausgabenprogramme durch den Kongress könnten zwar teuer werden, seien aber dennoch notwendig, “um langfristigen ökonomischen Schaden abzuwenden und eine stärkere Erholung zu ermöglichen”. Erzeugerpreise fallen starkDie Preisentwicklung dürfte auf absehbare Zeit kein Hindernis für die ultralockere Geldpolitik sein. Das bewies auch der gestern veröffentlichte starke Rückgang der US-Erzeugerpreise im April. Wie das Arbeitsministerium berichtete, gaben die saisonbereinigten Preise gegenüber März um 1,3 % nach. So stark waren die Preise auf Produzentenebene seit der Einführung des Index im Dezember 2009 nie gefallen. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Minus von etwa 0,5 %.Waren verbilligten sich um 3,3 %, unter anderem wegen des Einbruchs der Benzinpreise um 56,6 %. Dienstleistungen waren um 0,2 % billiger. Die Kernrate, die bei Erzeugerpreisen neben Energie und Lebensmitteln auch Handelsdienstleistungen ausklammert, sank um 0,9 % und im Vorjahresvergleich um 0,3 %. Die Gesamtrate fiel gegenüber April 2019 um 1,2 %.