Powell kontert Trump
US-Notenbankchef Jerome Powell hat sich erneut der Kritik von US-Präsident Trump widersetzt und die Entscheidung der Fed, weiterhin an graduellen Zinserhöhungen festzuhalten, verteidigt. Angesichts soliden Wachstums und zunehmenden Inflationsdrucks sei der eingeschlagene Kurse der richtige, sagte Powell. det Washington – Bei seiner mit Spannung erwarteten Rede beim wirtschaftspolitischen Symposium in Jackson Hole, Wyoming, verteidigte der US-Notenbankvorsitzende Jerome Powell den im Dezember 2015 eingeschlagenen zinspolitischen Kurs gegen Forderungen von US-Präsident Trump, auf weitere Erhöhungen zu verzichten. “Wenn das kräftige Wirtschafts- und Stellenwachstum andauert, dann sind weitere, graduelle Erhöhungen der Zielzone für den Leitzins angemessen”, bekräftigte Powell. Gleichwohl würden sich die Währungshüter alle Optionen offenhalten, sollten Preise stärker anziehen oder sich die Konjunktur unerwartet abschwächen.Powell fügte hinzu, dass “die Wirtschaft stark ist, die Inflation sich in der Nähe unserer Zielgröße von 2 % befindet und Personen, die einen Job suchen, auch eine Beschäftigung finden”. Auch stellte Powell die Geldpolitik in einen historischen Kontext. Die Vergangenheit habe bewiesen, dass “zu wenig zu unternehmen mit höheren Kosten verbunden ist, als wenn man zu viel macht”. Positive BewertungUnterm Strich fiel Powells Bewertung der konjunkturellen Aussichten ausgesprochen positiv aus. Gestützt von Optimismus bei Verbrauchern ebenso wie Unternehmen, kräftigem Stellenwachstum, steigenden Einkommen und anstehenden Ausgabenprogrammen, die ebenfalls einen konjunkturbelebenden Effekt haben würden, habe man “guten Grund, damit zu rechnen, dass sich die starke Wirtschaftsleistung fortsetzen wird”. So oder so würden die Mitglieder des Offenmarktausschusses (FOMC) die Entwicklung der Konjunkturdaten sorgfältig im Auge behalten und die Zinspolitik weiterhin an dem Ziel ausrichten, “andauerndes Wachstum, einen starken Arbeitsmarkt und eine Inflationsrate um 2 % sicherzustellen”. Weder sehe er eine Gefahr der Überhitzung noch eines Anstiegs der Teuerungsrate auf einen Wert, der deutlich über dem Inflationsziel liegt, sagte Powell. Trotz der insgesamt günstigen Aussichten wies der oberste Währungshüter auch auf Risiken hin. Dazu zählt er unter anderem die Staatsverschuldung und sagte, dass der Kurs, auf dem sich das Defizit bewegt, “nicht tragfähig” sei. Trotz insgesamt steigender Einkommen sei zudem das Lohnwachstum zu gering gewesen. Weitere Gefahren werden in der geringen Produktivität und nachlassender ökonomischer Mobilität gesehen. Bullard lenkt einObwohl Powells Rede keinen Anlass gab, an zwei weiteren Zinserhöhungen, die dieses Jahr erwartet werden, zu zweifeln, entstand der Eindruck, als habe mindestens ein Mitglied des FOMC womöglich dem politischen Druck aus dem Weißen Haus nachgegeben. James Bullard, Präsident der Federal Reserve Bank von St. Louis, meinte in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC, dass “ich nicht viel Inflationsdruck sehe, und wenn es nach mir ginge, dann würde ich mit dem Leitzins dort bleiben, wo wir jetzt sind”. Die Wirtschaft befinde sich jedenfalls “nicht in einer Situation, in der wir vorbeugend handeln müssen”. Loretta Mester, Präsidentin der Cleveland Federal Reserve, stellte sich hingegen auf Powells Seite. Angesichts starken Wachstums und des Erreichens des Inflationsziels sei ein weiterhin graduelles Drehen an der Zinsschraube angemessen, meinte Mester.