Powell nährt Hoffnung auf Fed-Zinssenkung
Reuters Chicago/Washington – US-Notenbankchef Jerome Powell hat eine angemessene Reaktion auf Auswirkungen des Zollstreits angekündigt und damit die Tür für eine Zinssenkung geöffnet. Die Fed beobachte die Entwicklungen rund um die Handelsstreitigkeiten genau, sagte er gestern auf einer Notenbankkonferenz in Chicago. “Wir wissen nicht, wie oder wann diese Angelegenheiten gelöst werden”, fügte er hinzu. “Wie immer werde die Fed “angemessen reagieren”, um den Aufschwung zu stützen. Zugleich ließ die kurze Erklärung des Fed-Präsidenten aufhorchen, da er bislang gebräuchliche Schlüsselwörter für den Zinskurs wegließ. So hatten die Währungshüter sich zuletzt auf die Formulierung festgelegt, dass sie es bei den Zinsen “geduldig” angehen lassen wollen.Kurz zuvor hatte der Chef des Fed-Bezirks Chicago, Charles Evans, die Erwartungen an eine baldige Zinssenkung noch etwas gedämpft. Die Märkte sähen offenbar etwas, was er bisher nicht aus den Daten herauslesen könne, sagte er dem Sender CNBC. Die jetzige Zinspolitik sei angebracht, und die Wirtschaft laufe rund. Falls sich vor dem Hintergrund des Zollkonflikts und der gedämpften Inflation eine Abschwächung ergeben sollte, müssten sich die Währungshüter zwar fragen, ob sie der Wirtschaft im Wege stünden. “Doch das sehe ich derzeit nicht”, fügte er hinzu.James Bullard, Präsident der St. Louis Fed, hatte am Montag, ähnlich wie Powell, Zinssenkungsfantasien an den Märkten verstärkt: Wegen der steigenden Risiken für das US-Wirtschaftswachstum könnte eine Zinssenkung “bald” angebracht sein. Er ging dabei konkret auf die jüngsten Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen Mexiko ein. Solche Ankündigungen erzeugten “ein Umfeld erhöhter Unsicherheit”, das Rückwirkungen auf die wirtschaftliche Leistungsstärke der USA haben könne. Bullard gilt als starker Befürworter niedriger Zinsen, diese Haltung vertrat er auch im Interview der Börsen-Zeitung (vgl. BZ vom 23. Mai). Märkte machen DruckAn den Märkten wird mittlerweile fest damit gerechnet, dass die Notenbank spätestens im Dezember die Zinsen senkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungshüter bereits auf ihrer nächsten Sitzung Mitte Juni die Zügel lockern, wird auf 14 % taxiert. Für die Sitzung im Juli werden die Chancen auf rund 53 % und für September auf 86 % geschätzt. Der Leitzins liegt derzeit in einer Spanne von 2,25 bis 2,5 %.