Powell warnt vor Konjunkturrisiken

Fed-Chef verspricht "Geduld" bei der Zinspolitik, auch Tempo des Bilanzabbaus kann angepasst werden

Powell warnt vor Konjunkturrisiken

Die Fed will angesichts neuer Konjunkturrisiken und verhaltenen Inflationsdrucks bei weiteren Zinsschritten Geduld walten lassen. Wie Notenbankchef Jerome Powell vor dem Bankenausschuss des Repräsentantenhauses sagte, sind die Währungshüter auch bereit, das Tempo des Bilanzabbaus anzupassen.det Washington – US-Notenbankchef Jerome Powell schätzt die Lage der weltgrößten Volkswirtschaft weiterhin insgesamt positiv ein, warnt nun aber vor Risiken, die während der vergangenen Monate weiter zugenommen haben. Im geldpolitischen Bericht der Notenbank, den die Fed halbjährlich dem Kongress vorlegen muss, betonte Powell das “kräftige Wachstum” im vergangenen Jahr. Auch hob er hervor, dass die niedrige Arbeitslosenquote und der relativ geringe Preisdruck unterm Strich dem dualen Mandat der Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität gerecht wurden. Die Wirtschaft sei auch heute weiterhin “gesund”, sagte der Fed-Vorsitzende und warnte dennoch vor “Gegenströmen” sowie “widersprüchlichen Signalen”, die während der vergangenen Monate zu beobachten waren. Er verwies unter anderem auf die Volatilität an den Finanzmärkten, die gegen Jahresende gestiegen war. Finanzierungskonditionen eignen sich folglich weniger als zuvor, um robustes Wachstum zu stützen. Eine weitere Gefahr sieht der oberste Währungshüter in der Konjunkturschwäche bei wichtigen Handelspartnern der USA. Insbesondere könne das langsamere Wachstum in China und Europa auch der amerikanischen Wirtschaft zu schaffen machen. Besondere Aufmerksamkeit werde man der Abwicklung des Brexit schenken müssen, betonte Powell.Vor großen Herausforderungen stehen die Währungshüter aber auch an der heimischen Front, unterstrich der Fed-Chef. Zwar habe der 35 Tage lange Shutdown der Wirtschaft einen kurzfristigen Dämpfer verpasst, wird nach Ansicht der Notenbank aber keine nachhaltigen Auswirkungen auf das Wachstum haben.Diese Einschätzung wird auch vom jüngsten Index des Verbrauchervertrauens des Forschungsinstituts Conference Board bestätigt, der im Februar überraschend deutlich von 121,7 auf 131,4 Punkte stieg. Conference Board Ökonomin Lynn Franco unterstrich insbesondere die Zunahme bei der Erwartungskomponente, die im Januar noch unter dem Verwaltungsstillstand gelitten hatte, “sich im laufenden Monat aber wieder erholt hat”.Anlass zur Sorge ist nach Darstellung des Zentralbankchefs vielmehr das weiterhin geringe Produktivitätswachstum, welches die treibende Kraft hinter steigenden Reallöhnen ist. Problematisch nannte er auch die steigende US-Staatsverschuldung, die sich “auf einem nicht tragfähigen Pfad bewegt”. Schwächen sieht Powell trotz der weiterhin niedrigen Arbeitslosenquote auch im US-Arbeitsmarkt. So ist die Beteiligungsquote einerseits zuletzt wieder gestiegen.Anders als vor 25 Jahren sei diese aber geringer als in den meisten anderen Industrieländern, stellte er fest. Stagnierende Einkommen gerade bei ärmeren Haushalten sieht Powell auch als problematisch an. Er betonte aber in der anschließenden Diskussion mit Abgeordneten, dass die Fed sich nicht sämtlicher sozialer Probleme annehmen könne.Während die Wirtschaftsleistung 2018 nach Schätzungen der Zentralbank laut Powell um “knapp 3 %” zugenommen habe, sei als Ergebnis der gestiegenen Risiken zu erwarten, dass sich in diesem Jahr das Wachstum abschwächen wird. Für 2019 sagte die Fed in ihren letzten Prognosen, die nach der Dezembersitzung des Offenmarktausschusses veröffentlicht wurden, nur noch eine Wachstumsrate von 2,3 % voraus. 2020 werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nur um 2,0 % und 2021 um 1,8 % zunehmen.Vor dem Hintergrund schwächeren Wachstums wird der weitere Kurs der Geldpolitik nun von Geduld und Flexibilität geprägt sein, betonte der Fed-Vorsitzende. Was die Möglichkeit und den Zeitpunkt weiterer Zinserhöhungen angeht, wies er erneut auf die Datenabhängigkeit solcher Entscheidungen hin. So oder so “können wir mit der Geldpolitik geduldig bleiben”, sagte er.Nachdem Powell im Dezember die Märkte mit der Behauptung verunsichert hatte, dass der Bilanzabbau “auf Autopilot” gestellt sei, signalisierte er im Kongress nun deutlich mehr Flexibilität. Mit Blick auf ökonomische sowie finanzielle Entwicklungen sei die Zentralbank bereit, “Einzelheiten bei der Vervollständigung der Bilanznormalisierung anzupassen”. Gleichwohl ist nach Powells Darstellung nicht damit zu rechnen, dass die Bilanzsumme der Fed wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Vor der globalen Finanzkrise hatte diese bei etwa 800 Mrd. Dollar gelegen und war als Folge der Anleihenkaufprogramme auf 4,5 Bill. Dollar angeschwollen. Zwischenzeitlich hat die Notenbank ihre Bilanzsumme wieder auf etwa 4 Bill. Dollar reduziert.