Powell will am straffen Kurs der Fed festhalten
Powell will an restriktivem Kurs festhalten
Geringeres Wachstum und Abschwächung am Arbeitsmarkt Voraussetzung für niedrigere Inflation
US-Notenbankchef Jerome Powell will angesichts der weiter hohen Inflation den straffen geldpolitischen Kurs fortsetzen. Um das Inflationsziel der Fed zu erreichen, sei schwächeres Wachstum notwendig. Signale für den möglichen Zeitpunkt einer weiteren Zinserhöhung hat Powell aber keine gegeben.
det Washington
US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Fortschritte bei der Bekämpfung der hohen Inflation anerkannt, gleichzeitig aber hervorgehoben, dass die Teuerungsrate weiter zu hoch ist und schwächeres Wachstum notwendig sein wird, um wieder das Inflationsziel von 2% zu erreichen. In einer Rede vor dem Economic Club of New York sagte Powell, dass der Rückgang der Inflation einerseits "eine vorteilhafte Entwicklung" ist. Um das Vertrauen darin zu stärken, dass die Inflationsrate sich dauerhaft auf die Zielgröße der Fed hinbewegt, "sind ein paar Monate an günstigen Daten aber nur der Anfang".
Geopolitische Konjunkturrisiken
Unter Bezugnahme auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten sagte er, dass "die geopolitischen Spannungen hoch sind und ein Risiko für die Weltwirtschaft darstellen". Gleichwohl unterstrich er den robusten Zustand der heimischen Konjunktur, der "weitere Straffungen erforderlich machen könnte". Die jüngsten Daten hätten "die Resilienz der US-Wirtschaft und insbesondere die Stärke des Arbeitsmarkts gezeigt". Zwar wollte Powell keine konkreten Hinweise auf den möglichen Zeitpunkt weiterer Zinsschritte geben. Doch unterstrich der oberste Währungshüter, dass der geldpolitische Kurs restriktiv bleiben werde. Möglicherweise seien ein Wirtschaftswachstum "unterhalb der Trendwachstumsrate" und eine "Abschwächung am Arbeitsmarkt" notwendig, um das Inflationsziel zu erreichen. Einige Analysten kritisierten Powells Äußerungen als "verwirrend".
Obwohl die Fed ihre Konjunkturprognosen im September hochgeschraubt hat und die US-Wirtschaft bisher Resistenz gegenüber der hohen Inflation und den gestiegenen Zinsen demonstriert hat, deuten einige Daten auf eine relative Konjunkturschwäche hin. So rutschte der Index der Frühindikatoren (LEI) des Forschungsinstituts Conference Board im September um 0,7% auf 104,6 Punkte. Erwartet hatten Bankvolkswirte einen Rückgang um 0,4%.
Mittelfristige Schwäche
Im August war ein Minus von 0,5% gemessen worden, in den vergangenen sechs Monaten hat der Index kumulativ um 3,4% nachgegeben. Die mittelfristige Entwicklung markiert eine leichte Verbesserung. So war der Index im vorangegangenen Halbjahr um 4,6% zurückgegangen. Conference-Board-Ökonomin Justina Zabinska-La Monica betonte, dass der LEI nicht mehr eine bevorstehende Rezession signalisiere. Im August hatte das Institut noch die Ansicht vertreten, dass eine Rezession wahrscheinlich sei. Gleichwohl stellte Zabinska-La Monica fest, dass im September neun von zehn Indikatoren niedriger ausfielen als im Vormonat.
Einen positiven Beitrag leistete lediglich die Entwicklung der Erstanträge auf Arbeitslosengeld. Sie gaben gaben in der abgelaufenen Woche um weitere 13.000 auf 198.000 nach, berichtete das Arbeitsministerium am Donnerstag. Zu den Komponenten, die beim LEI weiter abrutschten, zählen Neuaufträge für Konsumgüter, Auftragseingänge für einige Investitionsgüter, Verbrauchererwartungen und der S&P-500-Aktienindex. "Obwohl der Rezessionsalarm diesmal nicht läutet, signalisiert der LEI trotzdem andauernde Schwäche in der Wirtschaft", sagte Zabinska-La Monica.
Hohe Zinsen belasten Häusermarkt
Unterdessen haben sich die Aussichten am Eigenheimmarkt, der von den hohen Zinsen besonders stark betroffen ist, weiter eingetrübt. Wie der Maklerverband National Association of Realtors (NAR) berichtete, gaben die Verkäufe bestehender Eigenheime im September um 2,0% nach und fielen auf eine saisonbereinigte Jahresrate von 3,96 Mill. Einheiten. "Wie im gesamten bisherigen Jahresverlauf stehen der geringe Bestand an Eigenheimen, die zum Verkauf angeboten werden, und die geringe Erschwinglichkeit den Verkäufen im Wege", sagte Lawrence Yun, Chefvolkswirt der NAR.
Dass die geringe Verfügbarkeit von Immobilien ein Problem darstellt, zeigt sich nach Darstellung des Experten auch an der Tatsache, dass die Preise gegenüber dem Vorjahr den dritten Monat in Folge stiegen. Yun übte allerdings auch deutliche Kritik am geldpolitischen Kurs der Notenbank. "Die Fed kann vor dem Hintergrund der nachlassenden Inflation und des schwächeren Stellenwachstums nicht einfach die Zinsen weiter anheben", so der Volkswirt.