Powell will den Geldhahn stärker aufdrehen

Fed-Vorsitzender schließt Negativzins weiter aus

Powell will den Geldhahn stärker aufdrehen

det Washington – US-Notenbankchef Jerome Powell hat die Bereitschaft der Fed bekräftigt, ihr gesamtes Instrumentarium einzusetzen, um die konjunkturellen Folgen der Coronavirus-Pandemie zu bekämpfen, gleichzeitig aber die Grenzen der Möglichkeiten zur Kreditvergabe betont. In einer Diskussionsveranstaltung mit Alan Blinder, dem früheren Vizechef der Zentralbank und nun Professor an der Princeton-Universität, warnte Powell zugleich vor der Gefahr einer zweiten Welle von Infektionen im Herbst. Diese würde insbesondere das dringend notwendige Vertrauen der Verbraucher untergraben und die Chancen für eine baldige Erholung deutlich verringern. Auch bekräftigte der oberste US-Währungshüter, dass die Einführung eines Negativzinses für die Fed nach wie vor nicht zur Debatte stehe.”Wir werden tun, was wir können, und zwar für so lange Zeit, wie es notwendig ist”, sagte Powell. Gleichzeitig warnte er vor überzogenen Erwartungen an die Notenbank, die sich strikt an das vom Kongress erteilte Mandat halten will, nämlich Vollbeschäftigung und Geldwertstabilität sicherzustellen. Diverse Anleihenkäufe und Kreditprogramme, deren Umfang bereits 2,3 Bill. Dollar überstiegen hat, seien absolute Ausnahmefälle, die sich ausschließlich für Krisensituationen eignen und nur in Absprache mit dem Finanzministerium zum Einsatz kommen würden. “Die Fed muss in ihrer Bahn bleiben”, betonte Powell. Die Öffentlichkeit ebenso wie die Märkte müssten verstehen, “was wir machen und was wir nicht machen können”.Bereits in den kommenden Tagen werde die Fed drei neue von insgesamt elf Kredittöpfen aktivieren, die vorrangig auf die Stützung von Unternehmen und die Rettung von Arbeitsplätzen abzielen. Gleichwohl räumte er ein, dass unklar bleibe, ob viele der gestrichenen Stellen jemals zurückkommen würden. Die sogenannten “Main Street”-Kreditfazilitäten würden die Kreditvergabe sowohl an Klein- und Mittelbetriebe als auch Unternehmen mit bis zu 15 000 Mitarbeitern ermöglichen, die so Zugang zu Darlehen von über 100 Mill. Dollar hätten.Die Möglichkeit eines Negativzinses, den unter anderem US-Präsident Donald Trump gefordert hatte, lehnte der Fed-Vorsitzende erneut ab. Zum einen gebe es in anderen Ländern nicht ausreichende Beweise für die Effektivität eines Negativzinses, zum anderen könne dieser negative Begleiterscheinungen haben. Inflationsrisiken, welche der ultralockeren Geldpolitik der Fed im Wege stehen könnten, sieht Powell nicht. Auch betonte er die Stabilität des Finanzsystems, die im Gegensatz zur Krise vor zwölf Jahren keineswegs gefährdet sei.