Praet mahnt zur Geduld bei geldpolitischem Kurs

EZB-Chefvolkswirt: Mission noch nicht erfüllt

Praet mahnt zur Geduld bei geldpolitischem Kurs

Reuters/dpa-afx Frankfurt – EZB-Chefvolkswirt Peter Praet sieht die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Politik der großen Geldschwemme noch nicht am Ziel. “Unsere Mission ist noch nicht erfüllt”, sagte Praet am Dienstag laut Redetext auf einer Veranstaltung in Rom. Geduld und Beständigkeit seien erforderlich. Zwar helle sich das wirtschaftliche Umfeld auf. “Doch die gemessene Inflation bleibt äußerst schwankungsreich”, sagte der Belgier. Der zugrunde liegende Preisdruck sei nach wie vor nur verhalten. Unter anderem die schwache Lohnentwicklung im Währungsraum hatte den Währungshütern zuletzt Kopfschmerzen bereitet.Nach Einschätzung von Praet hängt die künftige Inflation immer noch entscheidend davon ab, dass Finanzierungen für Unternehmen und Haushalte im Euroraum sehr günstig bleiben. Und dafür wiederum sorge die gegenwärtige lockere Ausrichtung der Geldpolitik, sagte Praet. Die Inflation im Euroraum lag im Juni mit 1,3 % noch weit unter der Zielmarke der Euro-Wächter von knapp unter 2 %. Dies war die bislang niedrigste Teuerungsrate in diesem Jahr. Dennoch gehen Volkswirte davon aus, dass die EZB bald eine allmähliche Abkehr von ihrer ultralockeren Geldpolitik einleiten wird.Mit seinen Aussagen bekräftigte Praet Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi, die vergangene Woche Spekulationen auf eine absehbar straffere Geldpolitik ausgelöst hatten. Draghi hatte sich sehr ausführlich mit der Inflationsentwicklung beschäftigt. Er war zu dem Ergebnis gekommen, dass die Teuerung vor allem durch temporäre Faktoren wie den Ölpreisverfall gedämpft werde und früher oder später wieder steigen dürfte. Diese Feststellung hatte den Euro erheblich beflügelt und die Kapitalmarktzinsen über Europa hinaus steigen lassen. Bundesbankpräsident Jens Weidmann sagte am Wochenende, im EZB-Rat bestehe Einvernehmen darüber, dass eine lockere geldpolitische Ausrichtung derzeit angemessen sei. Kontrovers werde aber darüber diskutiert, wie expansiv diese sein müsse. Die EZB hält ihren Leitzins zurzeit auf dem Rekordtief von 0 %. Zudem kauft sie monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere im Volumen von 60 Mrd. Euro auf. Volkswirte erwarten, dass die Währungshüter die Käufe ab 2018 allmählich abschmelzen lassen.