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Preise für innovative Wirtschaftsbücher

Börsen-Zeitung, 27.10.2014 Datenmanagement, Fracking, das globale Geldsystem und unser Kurzfristdenken: Dies sind die Themen der Bücher, die auf der Frankfurter Buchmesse mit dem International Book Award 2014 von Get Abstract ausgezeichnet worden...

Preise für innovative Wirtschaftsbücher

Datenmanagement, Fracking, das globale Geldsystem und unser Kurzfristdenken: Dies sind die Themen der Bücher, die auf der Frankfurter Buchmesse mit dem International Book Award 2014 von Get Abstract ausgezeichnet worden sind. Nur Bücher, die innovativ, richtungsweisend und nützlich sind, haben den Sprung auf die zehn deutsch- und englischsprachige Titel umfassende Shortlist (siehe Tabelle) geschafft. Diese wird von der Get-Abstract-Redaktion zusammengestellt aus den jährlich etwa 10 000 geprüften Titeln der Kategorien Führung, Strategie, Marketing, Vertrieb, Personalwesen, Wirtschaft, Politik, Finanzen und Karriere.Auch 2014 sei wieder ein “hervorragendes Jahr” für Wirtschaftsbücher gewesen, lobte Rolf Dobelli, Präsident des Verwaltungsrates von Get Abstract, bei der Preisverleihung. Im Gegensatz zu anderen Buchpreisen verlässt sich der Schweizer Anbieter von Zusammenfassungen von Wirtschaftsbüchern, Finance Reports und Literaturklassikern lieber auf die eigenen Mitarbeiter als auf eine Jury aus “großen Namen”, wie Dobelli ausführte, da diese keine Zeit hätten, so viel zu lesen. Der laut Dobelli “älteste und etablierteste internationale Businessbuchpreis” wurde in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen. Unter den bisherigen Gewinnern finden sich etwa Robert Shiller, Peter Sloterdijk, Benoît Mandelbrot, Reinhard K. Sprenger, Niall Ferguson, Wolfgang Münchau und Detlev S. Schlichter. Skizze für neues GeldsystemBei den deutschsprachigen Büchern wurde Christian Felbers “Geld. Die neuen Spielregeln” prämiert. Der Attack-Mitbegründer schildert darin, “wie unser Geldsystem auf Kosten der Allgemeinheit und zum Vorteil einer kleinen und mächtigen Finanzaristokratie organisiert ist, und zeigt, wie ein gerechteres, dem Gemeinwohl dienendes Geldsystem aussehen könnte”, wie es bei Get Abstract heißt. Es mache ihn sauer, dass das Geld, das eigentlich helfen sollte, uns Ärger bereite – als Personen und als Gesellschaft, erläuterte der Globalisierungskritiker seine Motivation, das Buch zu schreiben. Er habe sich gefragt, ob es nicht besser ginge, und die Antwort sei Ja. Wir müssten das Geldsystem verstehen und es neu gestalten, damit es nachvollziehbarer und präziser sei. Gerechter, stabiler, nachhaltiger und demokratisch legitimiert sollte es sein, so Felber.Zweiter Preisträger bei den deutschsprachigen Büchern ist Pero Micic für “Wie wir uns täglich die Zukunft versauen”, ein “Plädoyer für zukunftsintelligentes Verhalten”, wie der Econ-Verlag zusammenfasst. Es ist zwar klar, dass Menschen und Unternehmen erfolgreicher sind, wenn sie ihr Denken und Handeln langfristig ausrichten, und doch wählen wir meist die kurzfristig angenehmste Option. Der Unternehmensberater und Vorstand der von ihm gegründeten Future Management Group erklärt anhand von Erkenntnissen aus Psychologie, Verhaltensökonomie und Neurowissenschaft, wie man das ändern könnte. Das Kurzfristdenken könne man zwar nicht abschaffen, aber austricksen. Dazu skizziert Micic in seinem Buch Lösungsansätze, erstellt jedoch keinen Maßnahmenkatalog. Ordnung in das DatenchaosBei den englischsprachigen Werken wurde Christopher Surdak für “Data Crush” ausgezeichnet. Surdak hat Bücher von klein auf geliebt, aber nach der Lektüre eines Buches von Tom Peters war für ihn klar, dass er einmal ein Wirtschaftsbuch schreiben möchte – herausgekommen ist ein Werk, das zeigt, woher die riesigen Datenmengen kommen, was die treibenden Kräfte sind, wie sie unser (Wirtschafts-)Leben beeinflussen und wie Unternehmen von der Datenflut profitieren können. Obwohl Surdak manchmal ins Unwahrscheinliche abdrifte, empfiehlt Get Abstract das Buch wegen seiner Weitsicht: “Es ist ein Weckruf für die, die vergeblich hoffen, dass das ,Business as usual’ Bestand hat.” Ebenfalls mit der gläsernen Trophäe und dem größten Stück Schweizer Schokolade, das erhältlich ist, wie Dobelli betonte, wurde Gregory Zuckerman bedacht. In “The Frackers” gibt er einen Überblick über die Fracking-Industrie und deren Geschichte und porträtiert die Schlüsselpersonen, die Fracking zu einem eigenständigen Energiegiganten gemacht haben. Außerdem erklärt er die Funktionsweise und die Rolle, die Fracking für die Energieunabhängigkeit der USA spielt.Im Rahmen der Buchmesse wurde auch der Deutsche Wirtschaftsbuchpreis verliehen – in diesem Jahr zum achten Mal. Die zehnköpfige Jury, der unter anderem Ann-Kristin Achleitner, Bert Rürup und der Preisträger 2013, Daniel Zimmer, angehören, entschied sich aus der zehn Titel umfassenden Shortlist für “Flash Boys” (Campus) von Michael Lewis. Das Motto des von “Handelsblatt”, Frankfurter Buchmesse und Goldman Sachs ausgeschriebenen Preises lautet “Wirtschaft verstehen”, dementsprechend zählen zu den Vergabekriterien Aktualität, neue Gedanken und eine verständliche Sprache. Mitte November wird dann der von der “Financial Times” und McKinsey ausgeschriebene “Business Book of the Year Award 2014” verliehen – hier stehen sechs Bücher auf der Shortlist, unter anderem das viel diskutierte “Capital” von Thomas Piketty.ba