Preisrutsch bringt die EZB in Zugzwang

Inflationsrate sinkt unter Nulllinie - Ein Jahr Anleihenkäufe: Streit über Erfolg des Quantitative Easing

Preisrutsch bringt die EZB in Zugzwang

lz/ms Frankfurt – Die Preise im Euroraum sind im Februar wieder ins Rutschen geraten und bringen die Europäische Zentralbank (EZB) damit erneut in Zugzwang. Denn ihr Inflationsziel von knapp unter 2 % rückt in immer weitere Ferne. Wie das Statistikamt Eurostat meldet, sind die Verbraucherpreise im Februar um 0,2 % zum Vorjahr gefallen. Sorge dürfte den Notenbankern zudem bereiten, dass die lange Phase niedriger und teils sinkender Preise inzwischen Spuren in der Kernrate hinterlässt, in der die volatilen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert werden. Die Kernrate hat sich von ihrem Bereich um die 1 % gelöst und ist im Februar auf 0,7 % zurückgegangen. Ökonomen warnen schon vor einer sich manifestierenden deflationären Entwicklung.”Die Inflationsrate ist wieder unter die Nulllinie getaucht. Damit ist das Siegel unter noch mehr geldpolitische Lockerung gesetzt”, zeigt sich Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe überzeugt und spricht damit für viele Beobachter. Es gibt aber auch andere Stimmen, welche die EZB vor Aktionismus warnen. Die Lage sei nicht so gravierend, wie die Gesamtrate glauben macht, betonte etwa Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW-Bankengruppe. Christoph Weil von der Commerzbank sieht auch keine Gefahr für eine Deflationsspirale, zumal die Inflation mit Auslaufen der Energiepreissenkungen schon bald wieder ansteigen werde.Da die aktuelle Entwicklung aber die Inflationsprognosen der Notenbank untergräbt, werde die EZB bei ihrer Sitzung am 10. März nicht umhinkommen, neue Signale zu setzen, heißt es. So könnte sie etwa den Einlagesatz für Geldinstitute weiter senken. Derzeit liegt er bei – 0,3 %. Auch über eine monatliche Aufstockung des Anleihenkaufprogramms (Quantitative Easing, QE) wird spekuliert. Die EZB will damit Finanzinstitute anregen, mehr Kredite zu vergeben, was die Konjunktur anschieben und die Inflation anheizen soll.Allerdings streiten Notenbankexperten ein Jahr nach Beginn des QE-Programms heftig über dessen Erfolg. “Die Bilanz von QE muss man anhand der von der EZB selbst gesetzten Ziele bewerten. Und da wurde nichts erreicht”, sagte Ex-EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark in einer Umfrage der Börsen-Zeitung. QE sei das “falsche Instrument”. Sehr kritisch äußerte sich auch der frühere Chefvolkswirt der Zentralbank der Zentralbanken BIZ, William White. Dem zweifelhaften Nutzen von QE zumal in Euroland stünden “unerwünschte Nebeneffekte” gegenüber – “nicht zuletzt die Auswirkungen auf die Profitabilität der Banken und die Überlebensfähigkeit von Versicherern und Pensionsfonds”.Rückendeckung erhält die EZB dagegen von ihrem früheren Direktoriumsmitglied Lorenzo Bini Smaghi: “Es wäre ein Fehler zu sagen, die Politik hat versagt”, sagte er. Es gelte auch, den internationalen Kontext zu berücksichtigen. Die EZB tue gut daran, sich nicht von ihrem Ziel abbringen zu lassen, die Inflation wieder in Richtung von 2 % zu bringen.—– Bericht Seite 6- Schwerpunkt Seite 7- Leitartikel Seite 8