Produktion der Industrie stagniert im Mai
ba Frankfurt – Belastet durch einen Rückfall der Energieproduktion und eine schwächelnde Bauwirtschaft stagnierte der Output der deutschen Industrie im Mai. Zudem wurde das für April gemeldete Wachstum von 0,9 % auf 0,6 % herunterrevidiert. “Die schwache Frühjahrsbelebung im Bausektor ist nach den produktionsintensiven milden Wintermonaten nicht ungewöhnlich”, erläuterte das Bundeswirtschaftsministerium. Während die Produktion im Baugewerbe um 0,5 % zurückging, hat die Industrie ihren Ausstoß um 0,4 % ausgeweitet. “Die Industriekonjunktur scheint sich zu festigen”, heißt es dazu beim Wirtschaftsministerium.Ökonomen zeigten sich angesichts der nicht ganz so schwach wie erwartet ausgefallenen Daten zum Auftragseingang am Tag zuvor (vgl. BZ vom 7. Juli) überrascht von der Stagnation. Da konjunkturell aussagekräftige Bereiche weitere Produktionssteigerungen berichten und Sondereffekte wie der Bahnstreik und die milde Witterung zu Jahresbeginn ihre Wirkung entfalteten, sei der erste Eindruck der Daten zu relativieren, sagt Stefan Kipar von der BayernLB. Das hohe Niveau der Auftragseingänge lasse “zudem auch für die kommenden Monate produktionsseitig eine solide Entwicklung erwarten, womit die konjunkturellen Perspektiven für den Sommer gut blieben, so Kipar.Trotz der Stagnation sei mit einer Wirtschaftsbelebung im zweiten Quartal zu rechnen – wenn auch mit einer mageren, sagt ING-Volkswirt Carsten Brzeski. Die Grundlagen der Wirtschaft seien solide: Die Auftragsbücher sind reich gefüllt, die Lagerbestände gehen zurück, und der Arbeitsmarkt ist robust. Die schwächeren Mai-Daten seien eher das Ergebnis von Feier- und Brückentagen als ein erster Einbruch durch die Griechenland-Krise. Dennoch sei die Leistung der Industrieproduktion seit Jahresanfang noch nicht beeindruckend. Der Einfluss niedriger Energiepreise und des schwächeren Euro seien bislang schwächer als zunächst erwartet. Zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass sich ein Einfluss der Turbulenzen wegen Griechenland mit einer leichten Verzögerung in der deutschen Wirtschaft niederschlägt.Da das direkte und indirekte Exposure der Realwirtschaft in Griechenland sehr begrenzt sei, hätten sich bislang noch keine Auswirkungen gezeigt, meint auch Tobias Rühl von der Unicredit. Der einzige Faktor, der mittelfristig ein Risiko für die Industrieproduktion darstelle, sei die Schwäche der Emerging Markets.Innerhalb der Industrie war der Automobilbau, dessen Produktion um 2,2 % zulegte, für den Zuwachs ursächlich, während im Maschinenbau ein Minus von 0,1 % verzeichnet wurde. Hersteller von Investitions- und Konsumgütern erhöhten den Output, bei Vorleistungsgütern ergab sich ein Minus.