Produktion und Exporte legen zu
Die deutschen Industriebetriebe produzieren und exportieren immer mehr. Großen Anteil hat die gute Konjunkturlage in China. Die deutsche Wirtschaft dürfte im vierten Quartal somit weniger geschrumpft sein als befürchtet. Allerdings warnen Ökonomen, dass die Erholung sich in den nächsten Monaten verlangsamt.ast/rec Frankfurt – Deutschlands Industrieunternehmen zeigen sich vorerst unbeeindruckt vom Wiederaufflammen der Pandemie samt Einschränkungen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Eine unerwartet starke Produktion im November nährt unter Ökonomen Zuversicht, dass der neuerliche Einbruch im vierten Quartal nicht so stark ausfällt wie befürchtet. Auch die Erholung im Exportgeschäft hielt den siebten Monat in Folge an.Industrie, Baugewerbe und Energieerzeuger zusammen produzierten im November 0,9 % mehr. Nur der Energiesektor spürte in Anbetracht des Teil-Lockdowns einen Rücksetzer. Der Anstieg folgt auf einen kräftigen Zuwachs im Oktober, der mit 3,4 % sogar etwas höher ausfiel als bisher bekannt. Auch der Lkw-Mautfahrleistungsindex deutet darauf dahin, dass die Industrie zum Jahresausklang unvermindert brummte. “Die guten Nachrichten für die deutsche Industrie halten an”, sagte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner mit Blick auf die Produktionsdaten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat besteht aber noch Aufholbedarf. Hier lag die Produktion kalenderbereinigt um 2,7 % niedriger.Zwar deuten die Zahlen darauf hin, dass der Rückschlag im vierten Quartal moderater ausfällt als angenommen. Erste Hinweise liefert das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag. Laut Ifo-Institut ist aber damit zu rechnen, dass sich die positive Entwicklung in den kommenden Monaten mit vermindertem Tempo fortsetzt. Der verlängerte und nochmals verschärfte Lockdown drückt auf die Stimmung. Die vom Ifo-Institut ermittelten Produktionserwartungen fielen im Dezember auf 4,5 Punkte, nach 5,6 im November. “Produktionskürzungen sind jedoch eher selten vorgesehen”, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.Die deutsche Bauindustrie zeigt sich von der Coronakrise nach wie vor unbeeindruckt. Im Oktober stieg der Umsatz um 2,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Auch die Zahl der Beschäftigten erhöhte sich innerhalb eines Jahres um 1,3 % – gegenläufig zum aktuellen Trend auf dem Arbeitsmarkt.Die Bewährungsprobe für die Industrie steht allerdings noch an. Die Industriebetriebe waren von den im November verhängten Beschränkungen nicht direkt betroffen. Geschlossene Schulen und Kindergärten und die nun vereinbarten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit in Gebieten mit hohen Infektionszahlen dürften aber auch Beschäftigten von Industriebetrieben zusetzen.Destatis veröffentlichte zudem Daten zum Außenhandel. Demnach wurden im November Waren im Wert von 111,7 Mrd. Euro exportiert, das waren unerwartete 2,2 % mehr als im Oktober. Noch stärker angezogen haben die Importe mit + 4,7 % auf 94,6 Mrd. Euro. Die Warenausfuhren haben sich seit dem Tiefpunkt im April stetig erholt. Im November lagen sie noch knapp 5 % unter dem Vorkrisenniveau. Zudem vermerkten die Firmen im November mehr Auftragseingänge aus dem Ausland. Sonderkonjunktur in ChinaDort sorgt vor allem China für ein ordentliches Plus. Die Exporte dorthin legten um 14,3 % gegenüber November 2019 zu. Laut Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, profitiert China von einer “Corona-Sonderkonjunktur”. Die gute Einkommenssituation im Land lässt die Nachfrage nach hochpreisigen deutschen Autos steigen. “Einmal mehr zeigt sich: Geht es China gut, profitiert Deutschland”, resümiert Gitzel.Dafür schwächelt weiter der Handel mit den USA. Darauf weist der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) hin. “Umso mehr hoffen wir, dass die Machtübergabe in den USA nach der Bestätigung des neuen Präsidenten durch den Kongress nunmehr reibungslos und geordnet erfolgt, damit die schwer gebeutelte US-Wirtschaft schnell wieder in Schwung kommt”, sagte BGA-Chef Anton Börner.Die Erholung der deutschen Wirtschaft ist durch die zweite Coronawelle zwar gebremst worden. Derzeit sprechen die Frühindikatoren aber dafür, dass die Einbußen nicht das Ausmaß vom Frühjahr 2020 erreichen und weitgehend auf den Dienstleistungssektor beschränkt bleiben.