Putin lockt Tsipras mit Handel und Gas
est Moskau – Russland und Griechenland wollen wirtschaftlich enger zusammenarbeiten – russische Finanzhilfen für das hoch verschuldete Euro-Land aber sind nicht geplant. Das ist das Ergebnis eines ebenso viel beachteten wie viel kritisierten Treffens von Kremlchef Wladimir Putin und Griechenlands Staatschef Alexis Tsipras in Moskau. Beide Politiker wiesen die Kritik von EU-Politikern an Tsipras’ Besuch zurück. Putin betonte, Russland suche kein trojanisches Pferd in der EU, wolle aber die traditionell guten Beziehungen zwischen beiden Ländern wiederbeleben. Paukenschlag bleibt ausDer große Paukenschlag blieb damit aus. Moskau wird keine Finanzhilfe an Griechenland leisten. Darum aber hat Athen – so wurde kurz vor dem Treffen bekannt – auch nicht ersucht. Ob das auf Druck der EU passierte, die Griechenland vor einer Annäherung an den Kreml gewarnt hatte, oder in weiser Voraussicht, dass Moskau – wenn überhaupt – dann nur unter großen Gegenleistungen dazu bereit wäre, blieb offen.Statt Geld stellte Putin aber eine Lockerung des Embargos für griechische Agrarprodukte sowie Rabattzugeständnisse bei Gaslieferungen in Aussicht. Der Handelsboykott gegen die EU-Staaten – eine Reaktion auf die wegen der Ukraine-Krise verhängten Sanktionen gegen Russland – wird damit von Moskau erstmals durchbrochen. Putin nahm dies zum Anlass, zur Beendigung “jeglichen Sanktionskrieges” aufzurufen, und wurde dabei von Tsipras unterstützt.Dass beide Länder ihre Wirtschaftskontakte intensivieren wollen, erklärt sich gerade vor dem Hintergrund der Entwicklung des beiderseitigen Handels mit aller Deutlichkeit. Ihr ohnehin nicht berauschender Warenaustausch war 2014 um 39 % auf 4,17 Mrd. Dollar gesunken. Die Griechen schmerzt, dass 2014 14 % weniger russische Touristen gekommen sind. Dabei ist Griechenland das drittwichtigste Urlaubsland der Russen.Mag die Umkehrung dieser Entwicklung für Athen vorrangig sein, so legten die Russen gestern den Akzent auf den Energiesektor. Konkret versuchte die russische Führung, Athen eine Beteiligung an der neuen Gaspipeline “Turkish Stream” schmackhaft zu machen. Diese soll durch das Schwarze Meer und in der Türkei bis zur türkisch-griechischen Grenze hin verlegt werden. Sie würde dem griechischen Staat jährlich Hunderte Millionen Euro an Mehreinnahmen bringen, sagte Putin. Auch die westlichen Kreditgeber Griechenlands würden davon profitieren. Tsipras äußerte die Hoffnung, Griechenland könne durch den Bau der Pipeline zu einem Energieknotenpunkt in Südeuropa werden. Russland hat nach dem Stopp der geplanten Pipeline “South Stream” zur Umgehung des Transits durch die Ukraine im Januar eine neue Verbindung durch die Türkei angekündigt, die bis Ende 2016 in Betrieb gehen soll.Über den Gassektor hinaus unterstrich Putin die Hoffnung, dass russische Firmen bei möglichen Privatisierungen in Griechenland nicht benachteiligt würden. Russland sei bereit, Großprojekte etwa im Energiebereich mit Krediten zu fördern.