det – Nach dem Rücktritt John Brysons vom Amt des US-Handelsministers entsteht zum zweiten Mal binnen eines Jahres ein Machtvakuum an der Spitze des Außenhandelsressorts. Brysons Nachfolgerin wird vorläufig die bisherige Nummer 2 im Handelsministerium, die Nationalökonomin Rebecca Blank, bleiben. Damit geht US-Präsident Barack Obama den Weg des geringsten Widerstands: Wenige Monate vor den Wahlen will er ein langwieriges Bestätigungsverfahren, bei dem sich Republikaner gegen neue Kandidaten stemmen, um jeden Preis vermeiden.Nachdem er am 9. Juni in Kalifornien binnen weniger Minuten zwei Autounfälle verursacht hatte, war klar, dass Brysons Tage als Mitglied des Obama-Kabinetts gezählt sein würden. Am Donnerstag reichte der 68-Jährige aus gesundheitlichen Gründen nun seinen Rücktritt ein. Als Handelsminister hatte der frühere Chef des Energiekonzerns Edison International exakt acht Monate lang gedient. Fast genauso lang hatten zuvor Brysons Bestätigungsanhörungen im Kongress gedauert. Wegen seines starken Engagements für erneuerbare Energien hatten ihn republikanische Senatoren als “Umweltradikalen” beschimpft und versucht, die Bestätigung zu blockieren. Im Oktober wurde der CEO, der von 1990 bis zu seinem Rücktritt 2008 den Energiemulti geleitet hatte, schließlich als Nachfolger von Gary Locke bestätigt. Diesen hatte Obama zuvor abberufen und als Botschafter nach China geschickt. Das mehrmonatige Vakuum hatte damals ebenfalls Rebecca Blank gefüllt, die nun aller Voraussicht nach bis nach der Präsidentschaftswahl Ministerin bleiben wird.Mit der Beförderung der Nationalökonomin weicht das Weiße Haus von der langjährigen Tradition ab, Konzernlenker an die Spitze des Ministeriums zu setzen. Die 56-jährige Blank hingegen hat sich als Akademikerin und später im öffentlichen Dienst ausgezeichnet. Zunächst lehrte die Absolventin der renommierten Universität MIT unter anderem an der Princeton-Universität und der Universität von Michigan. Unter Präsident Bill Clinton war sie eines von drei Mitgliedern des ökonomischen Beraterstabs Council of Economic Advisors (CEA) und spezialisierte sich dort auf sozialpolitische sowie regulatorische Fragen.Die Volkswirtin hat unter anderem Bücher und Aufsätze veröffentlicht, die sich mit den Auswirkungen der Sozialpolitik auf den Arbeitsmarkt und deren gesamtwirtschaftlichen Folgen befassen. Einige Republikaner kritisierten die Personalentscheidung als Abwertung des Ministeriums, das weniger für handelspolitische Fragen zuständig sei, sondern sich als “oberste Handelskammer” für die Interessen einzelner US-Exporteure einsetzt, weshalb praktische Erfahrung in der Privatwirtschaft gefragt sei.