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Reformer Boeri als neuer INPS-Präsident

tkb - Es ist eine Weihnachtsüberraschung für alle gewesen, als Italiens Ministerrat am 24. Dezember den 56-jährigen Nationalökonomen Tito Boeri zum Präsidenten der staatlichen Sozialversicherungsanstalt INPS, Istituto Nazionale della Previdenza...

Reformer Boeri als neuer INPS-Präsident

tkb – Es ist eine Weihnachtsüberraschung für alle gewesen, als Italiens Ministerrat am 24. Dezember den 56-jährigen Nationalökonomen Tito Boeri zum Präsidenten der staatlichen Sozialversicherungsanstalt INPS, Istituto Nazionale della Previdenza Sociale, ernannte. Denn der smarte Wirtschaftsprofessor an der Mailänder Elite-Universität Bocconi und Gastprofessor an der London School of Economics gilt als einer der schärfsten Kritiker der Wirtschaftspolitik der Regierung. Kürzlich kritisierte er in der von ihm mitbegründeten Web-Plattform www.Lavoce.info das neue Stabilitätsgesetz der Regierung. Dieses sei gegenüber der ursprünglichen Fassung verwässert, indem es versäumt, die Zuweisungen an Regionen und Ministerien rigoros zu kürzen. Auch seien zahlreiche Maßnahmen nur kurzfristiger Natur. Vor allem zählt Boeri aber zu den Kritikern des italienischen Rentensystems, indem er die Diskrepanz zwischen den sogenannten “goldenen Renten” und den Mindestrenten anprangert. Der “Professore” tritt für eine Neuberechnung des Rentensystems auf Basis der geleisteten Beitragszahlungen ein. International bekanntSeit Jahren beeinflusst der ehemalige Ökonom der OECD (1987 bis 1996) die wirtschaftspolitische Denkweise des Landes. Als gelegentlicher Autor der “Financial Times” und Kommentator der linksliberalen Tageszeitung “La Repubblica” sowie des Wochenmagazins “Espresso” ist er dem italienischen Publikum bestens bekannt. Schließlich zählt der brillante Wirtschaftsprofessor auch zu den Gründern der Wirtschaftsfestwochen von Trient. Der Sohn des Mailänder Neurologen Renato Boeri und jüngster Bruder des ehemaligen Mailänder Kulturassessors, des Stararchitekten Stefano, sowie des Journalisten Sandro hat im Jahr 1983 sein Wirtschaftsstudium an der Bocconi-Universität in Mailand abgeschlossen und 1990 den PhD in Wirtschaft an der University of New York absolviert. Er war der erste Professor, der an der Bocconi-Universität Studiengänge in nur englischer Sprache einführte. International machte sich Boeri nicht nur durch seine zahlreichen Veröffentlichungen einen Namen, in denen er für eine soziale Marktwirtschaft eintritt. Er wirkte auch als Berater beim Internationalen Währungsfonds (IWF), bei der Weltbank, bei der EU oder etwa beim IZA, dem Institut zur Zukunft der Arbeit in Bonn. Unter anderem sitzt er im Board der European Economic Association.