Reformländer mit Wachstum belohnt

Spanien und Irland hängen den Rest der Eurozone ab - Einkaufsmanagerindex signalisiert Aufschwung

Reformländer mit Wachstum belohnt

Der konjunkturelle Aufwärtstrend in der Eurozone setzte sich im April zwar fort, doch die erwartete Beschleunigung ist ausgeblieben. Ohne Strukturreformen bleibt nur wenig Spielraum für ein stärkeres Wachstum.lz Frankfurt – Die Unternehmensstimmung im Euroraum bleibt trotz eines leichten Rücksetzers gut. Der aus einer Umfrage unter rund 5 000 Industrie- und Dienstleistungsunternehmen errechnete Einkaufsmanagerindex fiel im April leicht um 0,1 Punkte auf 53,9 Zähler, hält sich damit aber weitgehend auf seinem 11-Monats-Hoch, wie das Forschungsinstitut Markit mitteilte.Aus den Umfragedaten lässt sich ein Wirtschaftswachstum von ungefähr 0,4 % zu Beginn des zweiten Quartals ableiten, sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. Enttäuschend sei aber, das sich das Wachstum nicht weiter beschleunigt habe. Allerdings dürften die Expansionsraten in einzelnen Ländern die Zuversicht der politischen Entscheidungsträger stärken, dass sich die Wirtschaft der Region erhole.Entscheidend für ein stärkeres Wachstum hält Williamson die zügige Umsetzung von Strukturreformen, zumal ein wichtiges Mantra der Europäischen Zentralbank (EZB) ja stets gelautet habe, “dass der geldpolitische Stimulus nur dann Wirkung zeigen kann, wenn er von strukturellen Reformen begleitet wird”. Und die Umfrageergebnisse zeigten auch, dass die Länder mit den größten Reformanstrengungen auch das stärkste Wirtschaftswachstum erzielen würden.Besonders Spanien und Irland durchlebten “eine Hochphase”. Die spanischen Unternehmen verzeichneten die kräftigste Zunahme an Neuaufträgen der letzten 15 Jahre, während sich in Irland eine der längsten Wachstumsphasen seit des Dotcom-Booms abzeichne. Stark besserte sich die Stimmung der spanischen Dienstleister. Zudem liegt der Indikator mit mehr als 60 Punkten sehr hoch. Auch Italien habe hier einen erhöhten Zuwachs verbucht, könne aber mit Ländern wie Spanien nicht Schritt halten. In Frankreich sieht Markit wirtschaftliche Stagnation, während der Aufwärtstrend in Deutschland recht robust sei.Die Ergebnisse der Einkaufsmanagerumfrage spiegelt in etwas abgeschwächter Form auch der Ifo-Index für die Wirtschaft im Euroraum, der ebenfalls auf einer Umfrage beruht – allerdings unter rund 300 Konjunkturexperten. Der Index ist im zweiten Quartal 2015 auf 129,2 Punkte stark gestiegen, von 112,7 im Vorquartal. Er liegt damit so hoch wie zuletzt vor dem Ausbruch der Weltfinanzkrise und übertrifft deutlich seinen langfristigen Durchschnitt von 106,1 Punkten. Sowohl die Beurteilung der Lage als auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate hellten sich merklich auf. Das Wirtschaftswachstum wird nach Meinung der befragten Experten in diesem Jahr 1,5 % betragen. Die Konjunktur im Euroraum belebe sich spürbar.Der Hauptbeitrag zur günstigen Lage kam erneut aus Deutschland. Aber auch in den anderen drei großen Staaten – Frankreich, Italien und Spanien – verbesserte sich die Lage sukzessive, obgleich die negativen Urteile nach wie vor überwogen. Dagegen beurteilten die Experten die Lage in Griechenland, Irland, Österreich und Portugal ungünstiger als zuvor. In allen anderen Mitgliedsländern blieb die Einschätzung trotz vereinzelter Abwärtskorrekturen mehrheitlich positiv.