Finanzhilfen haben Belastungen aus hoher Inflation teils überkompensiert
Entlastungspakete haben Belastungen kompensiert
IW-Studie fordert aber mehr Augenmaß
ba Frankfurt
Der Bundesregierung ist es gelungen, mit ihren Hilfsmaßnahen einen Großteil der Mehrbelastung durch die enormen Preissteigerungen abzufedern. “Allerdings erhielten auch diejenigen Hilfe, die keine gebraucht hätten”, etwa Singles mit einem überdurchschnittlichen Jahreseinkommen von 75.000 Euro, heißt es in einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). „Hier wäre künftig mehr Augenmaß sinnvoll“, forderte IW-Steuerexperte Martin Beznoska. „Schließlich kommen die Steuerzahler für die hohen Ausgaben auf.“
Laut der Studie haben die Preissteigerungen besonders die Bezieher von kleinen Einkommen getroffen – diese seien aber auch besonders entlastet worden, vor allem durch das Wohngeld. 28 Maßnahmen hatte die Bundesregierung auf den Weg gebracht, darunter Preisbremsen für Strom und Gas, das 9-Euro-Ticket und die Senkung der Energiesteuer auf Benzin und Diesel. Unterm Strich haben die Pakete rund 240 Mrd. Euro gekostet, zudem gab es für viele eine arbeitgeberfinanzierte steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000 Euro. Noch nie zuvor habe der Staat so viel Geld zur Bewältigung einer Krise ausgegeben wie in den vergangenen zwei Jahren: “Das hat sich gelohnt”, heißt es als Fazit in der Studie des arbeitgebernahen IW.
Die größte Entlastung macht das IW bei einer vierköpfigen Familie mit einem Jahresbrutto von 40.000 Euro aus. Diese muss 2022 und 2023 durch die Preisanstiege 5.388 Euro mehr zahlen. Relativ zum Nettoeinkommen liegen die Belastungen bei 7,6% im vergangenen und 6,8% in diesem Jahr. Der Staat entlastet hier mit 8.543 Euro, macht ein Plus von 3.155 Euro. Hauptgrund sind hierbei die Erhöhungen des Wohngelds und des Kinderzuschlags, die insbesondere Familien mit geringen Einkommen unterstützen. Kinderlose Normalverdiener bekommen weniger staatliche Hilfe: Die Belastungen eines Singles mit einem Einkommen von 45.000 Euro liegen bei insgesamt 3.360 Euro. Vom Staat gibt es 808 Euro Entlastungen, es bleibt eine Lücke von 2.552 Euro. Bei der vollen steuerfreien Einmalzahlung vom Arbeitgeber ergibt sich eine Überkompensation um 448 Euro. Die größte Lücke ergibt sich laut IW bei Gutverdienern: Bei Singles mit einem Einkommen von 75.000 Euro bleibt nach staatlicher Entlastung eine Lücke von 2.861 Euro – sofern es vom Arbeitgeber keine Inflationsausgleichsprämie gibt. Bei Familien mit 120.000 Euro Jahreseinkommen bleibt eine Lücke von rund 6.000 Euro.