ge – Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ist die wohl größte Dachorganisation von Einzelgewerkschaften weltweit. Aber Macht hat er wenig. Die konzentriert sich bei den Einzelgewerkschaften, allen voran der IG Metall, Verdi, der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft und der IG Bergbau, Chemie, Energie. Keiner der dortigen Gewerkschaftsbosse kam dementsprechend auf die Idee, sich auf den frei werdenden DGB-Chefposten zu bewerben, als Michael Sommer vor Jahresfrist nicht mehr antrat. Gewählt wurde Reiner Hoffmann, der nach wechselnden Tätigkeiten in Brüssel und hierzulande – zuletzt als Landesbezirksleiter Nordrhein der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie – erst kurz zuvor und gezielt auf den anstehenden Wachwechsel zum DGB stieß. Seitdem vertritt er die Gewerkschafts- und Arbeitnehmerinteressen gegenüber der Politik, vornehmlich im Bund. Zuletzt zeigte sich Hoffmann – gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) – als vehementer Verfechter des Tarifeinheitsgesetzes, im Gegensatz etwa zu Verdi und den kleinen, nicht dem DGB angehörenden Spartengewerkschaften wie der Lokführergewerkschaft GDL oder der (Piloten-)Vereinigung Cockpit.Der in Wuppertal geborene Hoffmann begann seine Berufstätigkeit als Auszubildender bei den Farbwerken Hoechst. Über den zweiten Bildungsweg studierte er Wirtschaftswissenschaften und schloss als Diplom-Ökonom ab. Seine erste längere Stelle fand er bei der DGB-eigenen Hans-Böckler-Stiftung, wo er zum Leiter der Abteilung Forschungsförderung avancierte. Anschließend wechselte er als Direktor zum Europäischen Gewerkschaftsinstitut nach Brüssel. 2003 wurde er zum stellvertretenden Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes gewählt, ein Amt, in dem er 2007 bestätigt wurde. Zwei Jahre später ging der seit Jugendzeiten in der SPD engagierte Hoffmann als Landesbezirksleiter zur Chemie- und Energiegewerkschaft in Nordrhein. Bei dem Chemiekonzern Bayer sitzt er seit 2006 im Aufsichtsrat. Am Sonnabend feiert der verwitwete Vater zweier inzwischen erwachsener Kinder seinen 60. Geburtstag.