Rekorddefizite durch Coronavirus

IWF rechnet mit deutlichem Anstieg der Staatsschulden - US-Schuldenquote wird 130 Prozent übersteigen

Rekorddefizite durch Coronavirus

Die Coronavirus-Pandemie wird nach Darstellung des Internationalen Währungsfonds (IWF) die Staatsschulden weltweit auf neue Rekordstände treiben. Obwohl Ausgabenprogramme zur Krisenbewältigung notwendig sind, müsse langfristig auch an die Tragfähigkeit der Staatsfinanzen gedacht werden. det Washington – Als Folge der Coronavirus-Pandemie werden die Staatsfinanzen sowohl in Industrieländern als auch in den Schwellen- und Entwicklungsländern weiter aus dem Ruder laufen. Wie der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem halbjährlich erscheinenden Fiscal Monitor schreibt, ist die Schuldenaufnahme zur Finanzierung der Krisenbewältigung in der derzeitigen Krise unverzichtbar. Gleichwohl dürften die Folgen für die Tragfähigkeit ausufernder Staatsschulden langfristig nicht aus dem Auge verloren werden.Nach Darstellung des IWF werden dieses Jahr vor allem in den USA, China und den meisten europäischen Ländern sowohl Haushaltsdefizite als auch die Gesamtverschuldung deutlich steigen. Allein die G20-Länder hätten bis heute Ausgabenprogramme und Steuererleichterungen beschlossen, die 3,5 % der Wirtschaftsleistung ausmachen. Zudem haben mehrere Staaten, unter anderem Deutschland, Japan, Frankreich, Italien und das Vereinigte Königreich, Kredite und andere Liquiditätsstützen auf die Schiene gebracht, die 10 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) übersteigen. Allein das vom US-Kongress verabschiedete Konjunkturpaket im Wert von knapp 2,2 Bill. Dollar mache fast ein Zehntel der Wirtschaftsleistung aus. Da das Parlament in den kommenden Wochen ein weiteres Programm zur Konjunkturbelebung beschließen will, wird die Defizitquote in den USA dieses Jahr von 5,8 auf 15,4 % hochschießen und die Verschuldungsquote 130 % überschreiten, prognostiziert der IWF.Deutlich härter trifft die Krise aber die Schwellen- und Entwicklungsländer. Diese hätten neben deutlich schwächerem Wachstum mit strikteren Finanzierungskonditionen als Folge der Kapitalabflüsse zu ringen, die sich mit einem noch nie dagewesenen Tempo beschleunigt haben, so der IWF. Probleme bereiten diesen Volkswirtschaften auch fallende Öl- und Rohstoffpreise. Auffallend höhere Neuverschuldung wird vor allem in China erwartet, wo Ausgabenprogramme zur Eindämmung der Gesundheitskrise zu Buche schlagen. So wird im Reich der Mitte 2020 eine Defizitquote von 11,2 % erwartet. Zinsen auf TiefststandErleichtert werde die höhere Verschuldung einerseits durch historisch niedrige Zinsen. Gleichzeitig hat der globale Schuldenstand während des vergangenen Jahrzehnts ein Rekordniveau erreicht. So beliefen sich die Schulden der Staaten und Unternehmen 2018 weltweit auf 188 Bill. Dollar und entsprachen 226 % der globalen Wirtschaftsleistung. Diese werden nun neue Höchstwerte erklimmen.Zu bedenken sei auch, dass bereits vor dem Ausbruch der Pandemie die Industrieländer geringe Wachstumsraten verzeichneten und sich auch in den Schwellenländern die Wirtschaft abgeschwächt hatte. Nun werde neben teuren Konjunkturpaketen und anderen Stimulusmaßnahmen auch das geringere Steueraufkommen Löcher in den Staatshaushalten weiter aufreißen. Hinzu kommen andauernde Abwärtsrisiken, schreibt der IWF, etwa wiederholte Ausbrüche des Virus, Spannungen an den Finanzmärkten, schwankende Rohstoffpreise und Naturkatastrophen. Obwohl die Haushalts- und Steuerpolitik zunächst auf die Bewältigung der Gesundheitskrise sowie die Stützung von Unternehmen und Haushalten abzielen sollte, müssten Politiker langfristig auch an die fiskalischen Konsequenzen denken, betont der IWF. Sobald sich die Weltwirtschaft nachhaltig erhole, müsse an eine Exitstrategie gedacht werden, um die Staatsfinanzen wieder auf einen tragfähigen Pfad zu bringen.