Rekordjahr für den Außenhandel

Deutsche Exporte und Importe wachsen 2018 aber nicht mehr ganz so rasant wie im Vorjahr

Rekordjahr für den Außenhandel

Die deutsche Wirtschaft hat 2018 das fünfte Jahr in Folge mit rekordhohen Exporten beendet. Über den Erwartungen liegende Dezember-Daten wecken Hoffnungen, dass der Außenhandel im vierten Quartal die nötigen Impulse für ein positives Wirtschaftswachstum geliefert hat.ba Frankfurt – Das fünfte Jahr in Folge mit einem rekordhohen Exportüberschuss und über Erwartungen liegende Ausfuhrdaten für Dezember, dagegen enttäuschend ausgefallene Zahlen zu Auftragseingang, Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen machen es Ökonomen so schwer wie selten, eine Aussage zum Wirtschaftswachstum im vierten Quartal zu treffen. Mit dafür verantwortlich sind neben den Verzerrungen durch Sonderfaktoren wie das Niedrigwasser und die Umstellungsprobleme auf das neue Abgasprüfverfahren WLTP Statistikprobleme, wie Andreas Scheuerle von der DekaBank ausführt.Angesichts der anhaltenden Unsicherheit wegen des schwelenden US-chinesischen Handelskonflikts, des wahrscheinlicher werdenden harten Brexit und der schwächelnden chinesischen Konjunktur sowie enttäuschend ausgefallener Konjunkturdaten sind zuletzt die Befürchtungen gestiegen, dass die hiesige Wirtschaft im zweiten Halbjahr in die technische Rezession gerutscht sein könnte, das heißt in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen negatives Wachstum aufweisen könnte. Im Sommer war das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,2 % geschrumpft. Die Industriekonjunktur hat sich zwar anhaltend schwach gezeigt, doch mit den am Freitag präsentierten Außenhandelsdaten sieht es nun so aus, als würde es beim BIP im Schlussabschnitt wieder für ein Plus gereicht haben. Positives Indiz für BIP-PlusÖkonomen erwarten, dass das Statistische Bundesamt (Destatis) am 14. Februar ein Wachstum von 0,2 % im Quartalsvergleich vermelden wird. Die Mitte Januar veröffentlichten vorläufigen BIP-Daten für das Gesamtjahr 2018 lassen ebenfalls darauf schließen (vgl. BZ vom 16. Januar). DekaBank-Ökonom Scheuerle weist darauf hin, dass Destatis bei dem “dramatischen Einbruch des Einzelhandelsumsatzes” einen “möglicherweise deutlichen Revisionsbedarf” betont habe – und auch bei der Industrieproduktion gebe es Unklarheiten. Das Ausmaß dieser Revision könne das Konjunkturbild des vierten Quartals erheblich beeinflussen. Nehme man “die Daten, wie sie sind, sollte das Bruttoinlandsprodukt stagniert haben”, so Scheuerle. Bei einer signifikanten Aufwärtsrevision gäbe es aber ein BIP-Plus. Etwas weniger optimistisch stimmt der Hinweis der BayernLB, die sich die “magischen 50 Punkte” des Einkaufsmanagerindex genauer angesehen hat. Ein Wert oberhalb dieser Marke signalisiert wirtschaftliche Expansion. “Empirisch betrachtet variieren aber diese Expansionsschwellen”, heißt es bei der BayernLB. In relativer Betrachtung der aktuellen Werte zu den geschätzten Schwellenwerten falle auf, “dass zwar im Verarbeitenden Gewerbe die 50-Punkte-Grenze noch fast erreicht wird, dies aber empirisch bereits auf eine Schrumpfung hindeutet”. Im Dienstleistungssektor liege der Indikator zwar deutlich über der 50-Punkte-Schwelle, was die empirische Expansionsschwelle aber nur knapp überschreite.Die Konjunktur sei keineswegs “in einer Abschwungspirale” gefangen, sagte IfW-Experte Stefan Kooths der Nachrichtenagentur Reuters. “Dafür sprechen auch die Lebenszeichen vom Export.” Im Gesamtjahr 2018 wurden Waren “Made in Germany” im Wert von 1 317,9 Mrd. Euro exportiert, das sind 3,0 % mehr als im Vorjahr. Die Importe kletterten um 5,7 % auf einen Wert von 1 090,0 Mrd. Euro – beide Werte übertrafen laut Destatis den bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2017. Dementsprechend ging der Überschuss der Außenhandelsbilanz um rund 20 Mrd. auf 227,8 Mrd. Euro zurück.Die Wachstumsraten von 2017 konnten allerdings nicht erreicht werden, merkte Holger Bingmann, Präsident des Außenhandelsverbandes (BGA), an: “Hier merkt man, dass die internationalen Krisen und die konjunkturelle Eintrübung ihre Spuren hinterlassen.” Auch Joachim Lang, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands BDI, mahnte, dass der erneute Exporterfolg niemanden täuschen solle: “Der Gegenwind wird rauer.” Hauptabnehmer deutscher Waren waren 2018 erneut die Länder der EU, wichtigster Einzelmarkt waren die USA.