Rom will hohes Privatvermögen mobilisieren

Enttäuschung über EZB - Steuerbegünstigte Bonds?

Rom will hohes Privatvermögen mobilisieren

bl Mailand – Der Zinsabstand (Spread) zwischen deutschen und italienischen Zehnjahresanleihen ist nach der Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB), noch mehr billige Liquidität zur Verfügung zu stellen, die Anleihekäufe aber (vorerst) nicht weiter aufzustocken, von 227 auf 240 Basispunkte gestiegen. In Italien ist man enttäuscht, dass die EZB nicht noch weiter gegangen ist. Außerdem mag auch der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 4,7 % im ersten Quartal dazu beigetragen haben (siehe Berichte auf Seite 7).Schon mit den bisherigen Programmen dürfte die EZB 2020 bis zu 250 Mrd. Euro an italienischen Bonds in ihre Bücher nehmen, glauben Beobachter. Das reicht gerade, um die in diesem Jahr auslaufenden Anleihen von 240 Mrd. Euro zu refinanzieren. Doch die Regierung will ja für den Wiederaufbau in erheblichem Umfang neue Anleihen aufnehmen.Die Regierung denkt darüber nach, das riesige Privatvermögen der Italiener von 3,3 Bill. Euro anzuzapfen. Davon sind etwa 1,4 Bill. Euro auf Bankkonten geparkt. Gedacht wird nicht an eine Vermögenssteuer, sondern an die Ausgabe steuerbegünstigter Staatsanleihen mit indizierter Rendite und “ewigen” Laufzeiten. Durch eine Steueramnestie ließe sich, so die Hoffnung, womöglich auch Schwarzgeld mobilisieren.Ob diese Rechnung aber aufgeht, ist fraglich. Denn das Misstrauen italienischer Sparer gegen den Staat und seine Bonds ist groß. Sinnvoller wäre es wohl, man würde die Steuerhinterziehung energischer bekämpfen. Für Beunruhigung hat die Herabstufung der italienischen Bonität durch die Ratingagentur Fitch gesorgt. Noch haben die Bonds Investment Grade, und es ist unwahrscheinlich, dass die Ratingagenturen italienische Bonds auf Junkbond-Niveau herabsetzen. Dann käme es nämlich zu massiven Mittelabflüssen durch private Investoren. Die Regierung in Rom erwartet, dass am Ende die EZB nicht zögern wird, ihr Mandat notfalls deutlich zu überdehnen und auch die EU alles tun wird, um Italien zu retten.