Romano Prodi 80
fed – 66 Regierungen haben Italien seit dem zweiten Weltkrieg regiert – zwei davon unter der Regie von Romano Prodi. Ob es ihn fuchst, dass es Silvio Berlusconi sogar auf vier Regierungen unter seiner Leitung gebracht hat, ist nicht hinterlegt. Aber es wäre durchaus möglich, denn Berlusconi war über Dekaden nicht nur Prodis ärgster Rivale, sondern ist zugleich, was Typ und Charakter betrifft, so ziemlich genau das Gegenteil von Prodi. Anders als Berlusconi ist Prodi ein abwägender Diplomat. Als etwa im März 1999 bekannt wurde, dass Prodi für den Posten des EU-Kommissionschefs vorgesehen sei, verzichtete er auf markige Ankündigungen und große Sprüche. Gerade zufällig auf Besuch in Frankfurt, umlagert von Journalisten auf dem Römerberg, bevorzugte er die leisen Töne und sprach geradezu ehrfurchtsvoll von den Aufgaben, die da auf ihn zukamen.Geboren in der norditalienischen Emilia Romagna, einer der wohlhabendsten Regionen Italiens, studierte Prodi zunächst Recht, um anschließend durch Studienaufenthalte in Mailand, Bologna und London Wirtschaft draufzusatteln. Mehr als zwei Jahrzehnte arbeitete er als Professor für Volkswirtschaft, während er parallel – etwa als Geschäftsführer von Maserati – praktische Erfahrungen in Unternehmen sammelte. Seinen politischen Werdegang startete er bei den Christdemokraten, bevor er in das Mitte-Links-Bündnis L’Ulivo (Olivenbaum) wechselte, aus dem später die Partito Democratico hervorging, die in Europa zur sozialdemokratischen Parteienfamilie zählt. Neben seinen Ämtern als italienischer Premier und EU-Kommissionschef war Prodi auch als Sonderbeauftragter der Vereinten Nationen für die Sahelzone tätig. Am morgigen Freitag wird er 80 Jahre alt.