Russische Zentralbank senkt Schlüsselzinssatz
est Moskau – Im Kampf gegen die Folgen des neuen Coronavirus legt nun auch die russische Zentralbank einen deutlichen Gang zu. Die Währungshüter senkten am Freitag den Schlüsselzinssatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld gleich um einen halben Prozentpunkt auf 5,5 %. Die Maßnahme war von Beobachtern auch erwartet worden. Dennoch kommt der Schritt ungewöhnlich groß daher, hält man sich vor Augen, wie zögerlich ansonsten die russische Zentralbank, die über Jahre vor allem eine Eindämmung der Inflation verfolgt und auch erzielt hat, bei einer Lockerung ist.Die neuen Bedingungen freilich haben nun auch den Zugang zur Geldpolitik verändert. Man sei auf eine konjunkturstützende Geldpolitik umgeschwenkt, ließen die Währungshüter rund um Zentralbank-Chefin Elwira Nabiullina wissen. In ihrer neuen Prognose gehen sie davon aus, dass Russlands Wirtschaft 2020 um 4 bis 6 % schrumpfen dürfte, ehe sie 2021 um 2,8 bis 4,8 % zulegen dürfte. Noch im Winter hatten sie ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,5 bis 2 % für 2020 prognostiziert. Die neue Prognose deckt sich weitgehend mit derjenigen des Internationalen Währungsfonds (minus 5,5 %).Russland, ohnehin in einer Stagnation gefangen, wird nun nicht nur durch die globale Rezession belastet, sondern mindestens so sehr durch den Ölpreisverfall. Um ein ausgeglichenes Budget zu stemmen, müsste der Preis bei 42,5 Dollar je Barrel der russischen Sorte Urals (vergleichbar mit Brent) beziehungsweise in etwa doppelt so hoch wie jetzt liegen. Die Zentralbank schätzt, dass dies nicht vor 2022 eintrifft. Für 2020 veranschlagt sie 27 Dollar, für 2021 dann 35 Dollar.