Russischer Botschafter in der Türkei getötet

Belastungsprobe für Verhältnis beider Länder

Russischer Botschafter in der Türkei getötet

BZ Ankara – Die Ermordung des russischen Türkei-Botschafters Andrej Karlow gestern in Ankara hat weltweit für Empörung und Bestürzung gesorgt und droht zur Belastung für geplante Syrien-Verhandlungen in Moskau zu werden. “Der abscheuliche Angriff auf ein Mitglied des diplomatischen Korps ist unakzeptabel”, erklärte ein Sprecher des nationalen Sicherheitsrates der USA: “Wir sind mit Russland und der Türkei in der Entschlossenheit vereint, Terrorismus in jeglicher Form zu begegnen.” Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini zeigte sich “erschüttert”. Auch die Bundesregierung verurteilte das Attentat.Das Attentat auf den Botschafter bedeutet eine Belastungsprobe für das russisch-türkische Verhältnis, das sich nach monatelangem bitteren Streit gerade erst wieder normalisiert hat. Mit dem Attentat könnte der Syrien-Konflikt zudem in bisher beispielloser Weise auf das Nachbarland übergegriffen haben.Karlow war bei einem Anschlag in Ankara getötet worden. Augenzeugen und dem russischen Außenministerium zufolge erschoss ein Mann den Diplomaten, während dieser eine Fotoausstellung in der türkischen Hauptstadt eröffnete. Auf einem Video war laut Agenturberichten zu sehen, wie der Angreifer rief: “Vergesst nicht Aleppo, vergesst nicht Syrien.” Auf Videos sei zudem zu sehen, wie der Attentäter immer wieder “Allahu Akbar” (“Gott ist groß”) ruft, während Karlow leblos auf dem Boden liegt.Der türkische Innenminister Süleyman Soylu sagte am Montagabend in Ankara, bei dem Attentäter habe es sich um einen 22-jährigen Polizisten gehandelt, der seit zweieinhalb Jahren in der Hauptstadt eingesetzt gewesen sei.Trotz der Ermordung des Botschafters sollen die Syrien-Verhandlungen in Moskau wie geplant an diesem Dienstag stattfinden. Das Treffen von Ministern der Türkei, Russlands und des Irans stehe weiter auf der Tagesordnung, sagte der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki gestern nach Angaben der Agentur Interfax. Moskau und Teheran unterstützen den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die Türkei will eine Zukunft für Syrien ohne Assad. Sluzki sprach sich auch für eine Fortsetzung der Beziehungen mit Ankara aus. Nach der Bluttat sei es wichtig, den “gesunden Menschenverstand” zu benutzen.