Russland mit negativem Saldo in der Zahlungsbilanz

Importanstieg bringt Währung unter Druck

Russland mit negativem Saldo in der Zahlungsbilanz

est Moskau – Nach der zweijährigen Rezession kommt die russische Wirtschaft mittlerweile zwar wieder in die Gänge. Die positive Tendenz wird allerdings durch eine signifikante Trendumkehr bei der Zahlungsbilanz untergraben. Der Saldo der Hauptdevisenströme zwischen Russland und dem Ausland drehte im Juni in den roten Bereich, wie die russische Zentralbank mitteilte. Das Leistungsbilanzdefizit betrug im Juni 4 Mrd. Dollar (3,5 Mrd. Euro). Das Finanzloch war das größte seit dem Jahr des Rubel-Crashs 1998.Der Junisaldo hat damit auch die Überschüsse in den zwei voraufgehenden Monaten zunichtegemacht, so dass für das zweite Quartal ein Minus von 0,3 Mrd. Dollar übrigbleibt.Die Gründe für diese Entwicklung liegen im zuletzt gestiegenen Importdruck. Dieser war zustande gekommen, weil der lange Zeit ölpreisbedingt schwache Rubel durch den zu Jahresbeginn anziehenden Ölpreis bzw. durch den hohen Leitzinssatz deutlich erstarkte und die Russen nach Jahren der auch politisch propagierten Importsubstitution wieder vermehrt zu ausländischen Waren griffen. Das Exportwachstum verlangsamte sich im zweiten Quartal von 36,2 auf 22,8 %, während sich das Importwachstum auf 28,5 % beschleunigte.Auch im Tourismus ist dieses Jahr eine signifikante Erholung bei Auslandsreisen zu beobachten. Schließlich werden als Grund für die negative Zahlungsbilanz noch die Dividendenzahlungen an ausländische Aktionäre russischer Firmen angegeben.Die Analysten der Sberbank CIB gehen davon aus, dass die negative Zahlungsbilanz im dritten Quartal weiter ansteigt, was zu einer weiteren Schwächung des Rubel führen könnte. Seit Ende April verlor die russische Währung nach der vorausgehenden temporären Erstarkung wieder deutlich an Wert. Allein seit Anfang Juni stieg der Dollar gegenüber dem Rubel um über 6 %, der Euro um über 8 %. Rubel verliert an WertDie Bevölkerung müsse sich auf Instabilitäten beim Wechselkurs einstellen, sagte diese Woche Wirtschaftsminister Maxim Oreschkin. Vor allem die Verschlechterung bei der Zahlungsbilanz drücke auf die Währung, und der Druck werde in nächster Zeit anhalten. Bis zum Ende dieses Jahres sagt das Wirtschaftsministerium einen Wertverlust beim Rubel von über 10 % voraus.